26.01.2020

KamboCello war und ist bis heute als Gemeinschaftsprojekt zwischen Einheimischen und mir gedacht. Nur so ist es aus meiner Sicht auch möglich, interessierten Gästen aus der Schweiz ein möglichst authentisches und ehrliches Kambodscha zeigen zu können. Seit Beginn weg besteht auch mein Fahrerteam praktisch aus den gleichen Personen. Allesamt leisten sie seit mehreren Jahren einen tollen Einsatz und aus einem einfachen Auftragsverhältnis sind schon längst Freundschaften entstanden. Mit Respekt, Verlass und einer guten Entlöhnung versuche ich das meine dazu beizutragen. Eigentlich höchste Zeit meine Mitstreiter einmal etwas näher vorzustellen und ihnen einen eigenen Wochenbeitrag zu widmen:

Sansan, Phnom Penh

Mit Geburtsjahr 1967 ist Sansan unser ältester Fahrer und lenkt seit mehr als 25 Jahren sein TukTuk durch die Strassen Phnom Penhs. Geboren ist Sansan in Kompong Thom auf dem Land in einer 7köpfigen Bauernfamilie. Sein Vater ist bereits vor der Machtübernahme der Roten Khmer vor 46 Jahren verstorben. Seine Mutter zog die 5 Kinder dann weitgehend alleine auf. Während der Herrschaft der Roten Khmer hatte seine Mutter wie tausende andere Kambodschaner auf den Feldern zu schuften, überlebte aber die grausame Zeit. Auch sie verstarb vor etwas mehr als 20 Jahren.

Sansan zog nach seiner Heirat auf der Suche nach einer Erwerbsmöglichkeit nach Phnom Penh, wo er heute mit seiner Ehefrau und den beiden 17 und 19jährigen Kindern in einer kleinen 1-Zimmerwohnung ohne separate Küche lebt. Seine Ehefrau verdient sich noch ein wenig Geld als Reinigungsangestellte in einem nahegelegenen Hotel. Wie alle Kambodschaner möchten auch sie, dass ihre Nachkommen einmal ein ordentliches Einkommen erzielen können und versuchen daher mit viel Verzicht und fleissigem Einsatz das nötige Geld för die höheren Schulbildungen der beiden Kinder aufzubringen. Dies natürlich nicht zuletzt, damit die Kinder später einmal in der Lage sind, die Eltern im Alter finanziell zu versorgen (es gibt in Kambodscha keine Sozialversicherungen, die einem im Alter finanzieren).

Die Anzahl der in Phnom Penh tätigen TukTuk-Fahrer ist immens und übersteigt bei weitem den Bedarf. Entsprechend ist die Konkurrenz gross und gerade ältere Fahrer haben nicht selten das Nachsehen. Ich vertraue jedoch sehr gerne auf die Kenntnisse und die umsichtige Fahrweise von Sansan und hoffe fest, dass ich noch weitere Jahre auf seine Dienste zählen darf.

Rin, Battambang

Mit seinen 30 Jahren ist Rin, wohnhaft in Battambang, unser jüngster Fahrer im Team. Zusammen mit seinen 4 Geschwister lebt er in einer Farmerfamilie 5 Kilometer ausserhalb von Battambang in einem traditionellen Khmer-Haus. Vor und nach seiner eigentlichen Tätigkeit als TukTuk-Fahrer gehört das Versorgen der von der Familie gehaltenen Tiere zu seinen Aufgaben. Auch sein Vater und einer der Brüder betätigen sich als TukTuk-Fahrer. Ein weiterer Teil des Familieneinkommens stammt aus der Fischerei.

Rin möchte möglichst bald heiraten. Dies wird aber erst möglich sein, wenn die Familie das nötige Geld für die Entschädigung an das Elternhaus der künftigen Ehefrau zusammen hat. In ländlichen Gegenden beträgt das hier genannte „Milchgeld“ rund 3’000.– und ist für eine Bauernfamilie kein einfach aufzubringendes Vermögen. Auf Khmer heisst dies so schön: No Money, no Honey!

Rin kennt die Gegend rund um Battambang in- und auswändig und fährt mit uns gerne auch mal etwas abseits der üblichen Touristenpfade. Gerne teilt er sein vielseitiges Wissen über Flora ind Fauna mit seinen Gästen und deshalb gerade in der ländlichen Gegend von Battambang für mich eine unverzichtbare Grösse und toller Partner.

Pich, Siem Reap

Am Vorabend der Ankunft in Siem Reap erfuhr ich auf meiner letzten Tour von meinem Fahrer Pich, dass er leider ab sofort nicht mehr in der Lage sein wird, für mich und meine Gäste zu fahren. Er konnte etwas unverhofft eine Festanstellung als Fahrer antreten und hat somit keinen Freiraum mehr für KamboCello. Pich war seit Beginn weg mein Fahrer in Siem Reap und hat mich und meine Gäste in all den Jahren umsichtig und mit viel Einsatzwillen begleitet. Ich werde ihn als Fahrer vermissen, als Freund wird er bleiben.

Es wäre nicht Pich, wenn er mir nicht selber einen neuen Fahrer vermittelt hätte. Die Stabsübergabe fand so quasi gleich bei der Busstation in Siem Reap statt.

Neath, Siem Reap

Neath ist Familienvater von 2 schulpflichtigen Kinder und hat seinen fixen TukTuk-Stammplatz bei einem grösserem Hotel in Siem Reap. Während unserer Anwesenheit kann er seine Tätigkeit für das Hotel ohne weiteres aussetzen und sich voll und ganz um unsere Bedürfnisse kümmern. Neath ist schon 15 Jahre mit dem TukTuk in Siem Reap und Umgebung unterwegs und kennt sich ebenso bestens aus.

Seine Feuertaufe als Fahrer bei KamboCello hat er anlässlich unserer letzten Rundreise mit Bravour bestanden. Seine aktiven Inputs und seine „gmögige“ Art verliehen der Tour eine besondere Note und wir sind froh, ihn künftig bei uns im Team zu haben.

Saoa, Sihanoukville

Und zu guter letzt gibt es da auch noch einer, der mich hier in Sihanoukville schon mehr als 10 Jahre begleitet, nämlich Saoa. Zu Beginn meiner Zeit war auch er wie Somnang in einem Strandrestaurant tätig, dies jedoch am etwas weiter entfernten Otres-Strand. Nach seiner eigentlichen Arbeitszeit verdiente er sich mit seinem TukTuk noch ein paar Dollar extra und fuhr Gäste vom Strand in die Stadt und retour. So durfte auch ich des öfteren auf seine Fahrdienste zählen und etwas später dann auch unsere Gäste.

Nachdem zwischenzeitlich die Restaurantbetriebe am Otres-Strand eingestellt wurden, ist Saoa ausschliesslich als Fahrer tätig. Seine Ehefrau und seine Tochter zogen erst kürzlich zurück in die Provinz, da das Einkommen für einen Unterhalt der ganzen Familie hier in Sihanoukville nicht mehr ausreichte. Dadurch, dass unsere Gäste nun auch nicht mehr den Otres-Strand besuchen, sondern vielmehr das Sokha-Beach Resort, sind die Fahrten auch für KamboCello weniger geworden. Aber nachwievor steht Saoa natürlich gerne für uns bereit, wenn Fahrten jeglicher Art anfallen. Des öfteren treffe ich mich mit ihm, wenn ich in Sihanoukville weile. Eine langjährige Freundschaft, die verbindet.

Nachdem wir uns am letzten Montag von unseren letzten Gästen verabschiedet haben, habe ich mich bereits am gestrigen Tag wieder auf die Reise nach Phnom Penh gemacht. Am heutigen Sonntag steht die Ankunft der nächsten Reisenden an und ich werde gerne nächste Woche darüber berichten.