13.12.2020

Das Warten auf das Testergebnis zog sich am letzten Sonntag erwartungsgemäss noch etwas hin, und so erreichte mich erst im Verlauf des Abends der erlösende Anruf aus der Hotel-Lobby. Und wie habe ich es doch genossen, mein erstes Bier „in Freiheit“! Eventuell lag es aber einfach auch daran, dass ich mein Zimmer im Sokha-Hotel nun von der gegenüberliegenden Uferseite betrachten konnte. Ein Aufenthalt mit wirklich bleibender Erinnerung, den ich so eigentlich lieber nicht mehr wiederholen möchte.

Am Folgetag stand dann ein reichhaltiges Programm an, denn ich habe mich entschieden, nur noch diesen einen Tag in Phnom Penh zu verbringen um schnellstmöglich Richtung Süden an mein Endziel zu gelangen. So war dann am Montag also sogleich mein Fahrer Sansan gefordert, indem er mich an die verschiedenen Orte im Stadtzentrum brachte, damit ich noch ein paar Besorgungen und persönliche Abklärungen erledigen konnte. Sansan war sichtlich happy wieder mal einen ganzen Tag mit einem Gast unterwegs sein zu dürfen. Er und seine Familie können sich durch die fehlenden Touristen seit dem Frühjahr finanziell nur knapp über Wasser halten und versuchten zwischenzeitlich mit einem Umzug in eine kleine Wohnung ausserhalb der Stadt etwas Mietkosten einzusparen. Der längere Anfahrtsweg nimmt er in Kauf. Nebst den Mittel für den täglichen Bedarf sind es vorallem die Schulkosten für einen weiteren Schulbesuch der beiden Kinder die ihm Sorge bereiten.

Traditionsgemäss statte ich jeweils bei Reisestart einem Geistlichen in einer der schönen buddhistischen Pagoden der Stadt einen Besuch ab. Und seit diesem Moment beschützt mich hoffentlich auch in dieser Saison ein rotes Armbändchen am rechten Handgelenk vor Ungemach.

Bereits beim einchecken in meinem Hotel wurde mir ein weiteres Mal klar, dass Corona auch hier ganze Arbeit geleistet hat. Ich bin in diesem sonst gut frequentierten Hotel seit 2 Monaten der einzige Gast und mit Ausnahme von 2 Angestellten, welche das Hotel im Standbymodus halten, wurde das gesamte Personal schon vor Monaten freigestellt.

Fährt man durch die Touristenmeile „Riverside“ stellt man fest, dass nicht nur die Strassen kaum überfüllt sind wie sonst, sondern das Leben auch hier praktisch vollständig zum Erliegen kam. Ich schätze, dass etwa 80% der bei Reisenden beliebten Betriebe zwischenzeitlich geschlossen wurden. „For Sale“ und „For Rent“ dominieren das Bild dieser Gegend. Ein Grossteil der Bars und Restaurants waren vorwiegend auf einen westlichen Tourismus ausgerichtet, und ein solcher findet nun seit dem Corona-Ausbruch ja nicht mehr statt. Es stimmt mich traurig, dass tausende Angestellte nun seit Monaten ohne regelmässiges Einkommen und jegliche staatliche Unterstützung auszukommen haben. Viele sind zwischenzeitlich aus der Stadt auf das Land in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt und versuchen sich als Selbstversorger durchs Leben zu schlagen.

Einzig die Tauben entlang der Promemade lassen sich von den fehlenden Touristen nicht beeindrucken und beanspruchen die Gehwege und Plätze mehr denn je zuvor.

Begibt man sich hingegen nur ein paar Strassenzüge weiter ins Zentrum trifft man dann auf den einheimischen Handel und all die Verpflegungsmöglichkeiten, wie man diese schon vor der touristischen Erschliessung überall im Land kennt. Ich erinnere mich noch gut an diese Zeiten zurück und es freut mich, dass wenigstens das normale einfache Leben hier weiterhin zu funktionieren scheint. Ich aus meiner Sicht habe die einheimische Lebensart schon immer den touristischen Gepflogenheiten vorgezogen, und so fordert die aktuelle Situation für mich auch keine grösseren Entbehrungen. Ich versuche mich wieder etwas daran zu gewöhnen, unter all den Einheimischen des öfteren der einzige Westliche zu sein.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes in Phnom Penh begab ich mich noch zu einem Feierabenddrink an den Ort, an welchen ich mich bislang mit den meisten unserer Gäste begeben habe. Für einmal musste ich auf der Dachterrasse im „Le Moon“ keinen Tisch im voraus reservieren und ich kam mir ehrlich gesagt so ganz ohne Begleitung auch etwas komisch vor. Der schöne Sonnenuntergang liess den etwas einsamen Moment auf der Terrasse aber dann doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss werden.

Am Dienstag in der Früh wurde ich dann planmässig von einem meiner Chauffeure im Hotel abgeholt und ich machte mich auf die letzte Etappe meiner Anreise nach Sihanoukville. Unterwegs kreuzten wir bei einem Frühstückshalt noch einen weiteren Fahrer aus unserem Team. Wir nahmen die Gelegenheit war, uns noch etwas über die aktuellen Begebenheiten auszutauschen, bevor es dann für einmal auf nicht überfüllten Strassen zügig weiter südwärts ging.