31.01.2021

3. Etappe (Koh Trong b. Kratie)

Mit einer Reise in die ländlichen Provinzen ändern sich auch die Reisemöglichkeiten. Anstelle von Linienbussen und Fahrplänen sind vorallem in dieser Zeit Mitreisegelegenheiten gefragt, welche in der Regel frühestens am Vorabend zu organisieren sind. Für meine Weiterreise Richtung Norden habe ich mir einen Platz in einem Kleintransporter reserviert. Das Warten auf den Bus bei einem Kaffee war noch ganz entspannt und auch die Abholung zum Ladeplatz funktionierte auf dem Roller einigermassen zeitig.

Was ich dann aber erlebte, war dann eben Khmer-Kultur pur. Der Begriff VIP hat in Kambodscha eine ganz andere Bedeutung als bei uns.

Der Wagen war von Beginn weg nur mit 2 Sitzreihen und somit 8 Plätzen für Mitfahrende ausgestattet. Die restliche Fläche wurde mit Material aller Art vollgeladen. Zum Start der Fahrt waren ich und 2 weitere Personen an Bord. Während den ersten 10 Kilometer, für welche wir fast eine Stunde benötigten, wurden an unzähligen Halts noch weiteres Material und Personen zugeladen. Mit jedem Stop dachte ich, mehr geht ja hier wohl nicht mehr rein. Am Schluss waren es dann aber 13 Personen und vorne und hinten insgesamt 5 Motorroller! An ein Bewegen war kaum mehr zu denken. Dass der Fahrer mit 4 Beifahrerinnen dann gleichzeitig noch telefoniert und einen Maiskolben isst, macht die Sache auch nicht entspannter, gehört aber hier zum Ritual. Die Fahrt des Busses ging bis zur laotischen Grenze, ich selber stieg dann aber „bereits“ nach 130 Km und 3.50 Std. Fahrzeit in der Ortschaft Kratie aus.

Entlang des Mekongs zu reisen hat mich schon seit je her fasziniert. Sehe ich diesen, so machte ich mir schon des öfteren Gedanken darüber, wieviele Geschichten dieser Fluss auf seinem langen Weg so alles mit sich führt. Für x-Millionen Menschen bildet dieser Fluss der Lebensnerv schlechthin. In 5300 Meter Höhe im Himalayagebiet entsprungen, zählt dieser mit einer Gesamtlänge von 4500 Kilometer zu den 12 längsten Flüsse der Welt. Nach China, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha mündet dieser im sogenannten Mekong-Delta von Vietnam ins Meer.

In der Regenzeit, wenn der Mekong zusätzlich durch das Schmelzwasser im Himalaya enorm viel Wasser führt, werden auch in Kambodscha grosse Teile der Flussregionen jährlich überflutet und nahegelegene Seen und Flüsse mit zusätzlichem Wasser versorgt. Die chinesische und laotische Regierung hat in den letzten Jahren damit begonnen, zwecks Stromerzeugung grössere Staudämme in ihren Terretorien zu errichten, was nun dazu führt, dass der Mekong auf der Höhe von Kambodscha deutlich weniger Wasser führt. Für Kambodscha stellt dies ein grosses Problem dar. Für mich sehr gut nachvollziehbar, wenn ich die Sandbänke der Mekong-Inseln mit denen der früheren Zeit vergleiche.

Die Insel Koh Trong bei Kratie ist nun mein eigentliches Etappenziel für die kommenden Tage. Mit einer Fähre lässt es sich bequem auf die Insel übersetzen.

Nach einem erneuten Transport mit Roller bin ich dann in der einzigen Lodge auf der gerade Mal 10 Km2 grossen Insel angekommen. Hier fühlt man sich schlichtweg im Paradies, fernab vom Gewusel und inmitten der einheimischen Nachbarschaft umgeben von viel Natur. So lasse ich mich hier nieder, als einziger Lodgebesucher überhaupt. Hätte ich mich bis anhin nicht schon ausgiebig an das Alleinsein gewöhnt, hätte ich wohl jetzt ein Problem. Mein bescheidenes Khmer und die fehlenden Englischkenntnisse der Inselbewohner ermöglichen nur eine bedingte Kommunikation.

Mit dem Fahrrad lässt sich die Insel einfach erkundschaften. Die Inselbewohner sind äusserst zuvorkommend. Überallem heisst es von weitem schon „Barang! Barang!“, die Bezeichnung für westliche Ausländer. Man freut sich am Interesse an ihrer Arbeit und ihrem Leben und lässt bei einem Lächeln gerne einblicken.

Als ich diese Insel vor 16 Jahre besuchte, traf ich damals ebenso auf Einheimische welche mich spontan zu einem Mittagessen einluden. Danach gabs ein Gruppenfoto, welches ich ihnen kurz später entwickelt zukommen liess. Dank der heutigen Icloud hatte ich jetzt wieder Zugriff auf diese Aufnahme und siehe da, ich habe es nach einigem herumzeigen doch geschafft, wenigstens 2 Personen von damals wieder zu treffen. Man wollte natürlich dann unbedingt alle meine damaligen Aufnahmen sehen, und das sind einige. Dieser Moment der Freude kann ich nun leider nicht teilen, da ich für die restliche Akkudauer nicht mehr im Besitz meines Handys war….! Der „Preis“ für dieses Intermezzo ist eine kambodschanische Facebook-Freundschaft mehr. Der entsprechende Post liess auch nicht allzulange auf sich warten. Das ist eben auch Kambodscha😀!