28.02.2021

7. Etappe (Battambang)

Mein letzter Halt auf meiner Reise galt der Ortschaft Battambang, welcher ebenso eine wichtige Station auf unseren Rundreisen ist.

Die Strassenverhältnisse in und um Siem Reap , wie auch praktisch auf der ganzen Strecke nach Battambang, liessen die Fahrt mit dem Bus zu einem etwas langwierigen Trip verkommen. Die Regierung nützt die Zeit mit der tiefen Besucherfrequenz für eine Komplettsanierung und Ausbau der Strassennetze. Alleine in Siem Reap sollen innert Jahresfrist (!) 38 Strassen mit einer Gesamtlänge von 108 Kilometer für 150 Millionen Dollar neu erstellt werden. Ich kenne einen solches Unterfangen ja bestens aus Sihanoukville und stelle fest, dass auch hier mit der Methode „alles auf einmal“ gearbeitet wird. Die eigentliche Strasse zwischen Siem Reap und Battambang war bereits in den letzten 2 Jahren im Bau, ist bis heute aber auch erst zu kleinen Teilen wirklich vollendet. So kann dann halt das Zurücklegen einer Strecke von 174 Km auch schon mal 4 Stunden dauern.

Einmal in Battambang angekommen, freute ich mich mit Rin einen weiteren Mitstreiter auf unseren Touren zu treffen. Wir machten aus, dass wir uns während meines Aufenthaltes ebenso an Orte begeben, welche mir bis anhin noch verborgen blieben.

Ein besonderer Wunsch meinerseits war, endlich einmal sein Zuhause ausserhalb Battambang und seine Familie kennenzulernen. Schon viel hatte ich in den letzten Jahren vernommen, doch das wirkliche Kennenlernen stand bis heute aus. Wie bei Kambodschaner üblich, wurde ich herzlich empfangen. Allesamt wohnen sie zusammen in einem kleinen Haus und nebst Rin tragen auch sein Vater und Bruder mit dem TukTuk-Fahren für den gemeinsamen Lebensunterhalt bei. Ein Haushalt mit 3 TukTuks, da kommt selten ein Engpass auf. Selbstredend haben auch sie in diesem Jahr grosse Schwierigkeiten, ausreichend Einkommen für ihren Lebensunterhalt zu erzielen. Die Mutter von Rin ist aufgrund einer Erkrankung seit 5 Jahren an den Rollstuhl gebunden. Während andere Familienmitglieder den Haushalt bewerkstelligen, ist sie tagtäglich mit der Herstellung oder Flickarbeiten von Fischernetzen beschäftigt.

Auch die nächste Generation steht schon für den TukTuk-Fahrdienst bereit:

Alsdann ging die Fahrt los zum 35 Km entfernten Stausee Kamping Puoy. So schön und zweckmässig dieser See auch ist, so traurig seine Entstehung. Dieser wurde nämlich in der Herrschaft der Roten Khmer erstellt. Durch die Zwangsarbeit, dieses 8 km2 grosse Becken in Handarbeit auszuheben, mussten gegen 10’000 Personen ihr Leben lassen. Der Sinn und Zweck des Sees ist geblieben. Dank ihm können heute grosse Teile der Felder um Battambang noch weit in die Trockenzeit hinein bewässert werden und es können jährlich bis zu 3 Reisansaaten erfolgen. Nicht umsonst bezeichnet sich die Region Battambang als Reiskorb der Nation.

Der See ist heute bei den Einheimischen ein wichtiger Ausflugsort. An den dafür bereit gestellten Holzunterständen mit Hängematten lässt sich hervorragend picknicken und entspannen. Rin und ich bewältigten einen frisch zubereiteten Fisch nach Khmer-Art und liessen es uns eine Weile gemütlich sein.

Battambang wurde in der vergangenen Regenzeit mit massiven Überflutungen konfrontiert und diese richteten grosse Schäden an. Dabei ging die erste grosse Reisansaat grossmehrheitlich verloren. Viele bangten um ihr Einkommen und den notwendigen Reisvorrat.

Heute nach nur einem halben Jahr scheint das Leben wieder seinen gewohnten Gang zu nehmen. Ich staune jedes Mal von neuem, wie sich die hiesige Landbevölkerung zu helfen weiss, und mit einer beschränkten Unterstützung des Staates wieder zu einer Tagesordnung übergehen kann. Das Lachen ist auch ihnen nicht aus dem Gesicht gewichen und ich mag ihnen von Herzen gönnen, dass sie sich wenigstens nicht auch noch mit diesem Virus herumzuschlagen haben. Die ärmlichen Verhältnisse in dieser Gegend sind gut sichtbar.

Unmittelbar vor meiner Unterkunft befand sich die Streetfood-Meile der Stadt. Beste Gelegenheit, die Abende bei einem fein zubereiteten Wok-Gericht und einem frischen Früchteshake zu verbringen.

8. Etappe (Sihanoukville)

Hätte ich gewusst, in welchem Zustand sich momentan auch noch die Strecke von Battambang zurück nach Phnom Penh befindet…. ich hätte sie trotzdem fahren müssen. Und so war einfach noch einmal etwas Durchhaltewille gefragt. Wer hat denn schon mal im Leben gesehen, dass eine Strecke von 300 Km auf einmal in ganzer Länge gleichzeitig ausgebaut wird? Ich gehe mal davon aus, dass dies noch ein paar Jahre dauern wird und ich noch weitere Male etwas davon haben werde.

In einer Reisezeit von 7.5 Stunden (statt 5) sind wir dann ausreichend geschüttelt und gerüttelt in der Hauptstadt angekommen, wo ich mir noch eine letzte Pause von 2 Nächten gönnte, bevor es dann zurück nach Sihanoukville ging.

Auch wenn in einem Land wie Kambodscha ein Car nicht ein Dreamliner ist und Raststätten nicht ganz einem Mövenpick entsprechen, so entschädigen die Reiseerlebnisse doch bei weitem und sind bestens zu empfehlen. Trotzdem war die Vorfreude auf einen ersten Espresso in unserem Garten aber gross und er hat dieses Mal speziell gut geschmeckt.

Ich hegte schon lange den Wunsch, irgendwann Kambodscha noch einmal umfassend zu bereisen. Mit dem nun vergangenen Trip von 25 Tagen und einer zurückgelegten Wegstrecke von 1928 Km + weitere geschätzte 500 Kilometer per TukTuk und Motorrad konnte ich mir diesen Wunsch erfüllen und kehrte vor 3 Wochen wohl behalten und mit vielen weiteren Eindrücken und Erlebnissen zufrieden nach Sihanoukville zurück. Nicht zuletzt wegen den jetzigen Umständen ein für mich überragendes Reiseerlebnis, welches sich vermutlich kaum in einer solchen Art so bald wieder ergeben wird. Schön, dass Ihr mich als Leser begleitet haben.