09.01.2022

Nachdem auch in dieser Saison bekanntlich Rundreisegäste ausbleiben, entschied ich mich erneut für rund 3 Wochen alleine loszuziehen. Ich habe mir für diesen Trip vorgenommen, eine mir bekannte Strecke um den Tonle Sap-See für einmal etwas anders zu erleben. So möchte ich meinen Schwerpunkt auf kleinere Ortschaften legen, in welchen man als Reisender in der Regel nicht aus dem Bus aussteigt und über welche in gedruckten Reiseführer weniger bis gar keine Worte verloren werden. Ich bin überzeugt, weitere interessante Entdeckungen zu machen. Mein persönlicher analoger Tripadvisor, wie offene Augen und ein guter Instinkt, sollen mir auch dieses Mal zur Seite stehen.

Mein Rucksack habe ich gepackt und bin mittlerweile Richtung Phnom Penh abgereist. Die Fahrt dorthin absolvierte ich in einem Minivan, welcher dank guten Verkehrsverhältnissen zügig voran kam. In Sihanoukville kämpfen sie seit der Einführung der Verkehrsampeln und Strassenmarkierungen ja noch etwas mit der Umsetzung respektive der Umerziehung der Verkehrsteilnehmer. Ich muss wie schon oft feststellen, dass auch anderenorts die Verkehrsregeln immer noch sehr grosszügig ausgelegt werden. Wer denkt, dass solche Manöver dann Hupkonzerte auslösen, kennt die Kambodschaner nicht. Ein knapp wahrnembares Raunen muss reichen.

Bewusst habe ich mir in Phnom Penh ein mir fremdes Hotel in einem anderen Stadtteil ausgesucht. Nur so war es möglich, eine mir bestens vertraute Stadt aus einer neuen Perspektive wahrnehmen zu können. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn immer mehr Neubauten alte Stadtviertel verdrängen, so gibt es sie noch, die lebendigen Quariere wo der Alltag noch richtig kambodschanisch ist.

Für einmal hatte sogar mein routinierter Fahrer Sansan seine Mühe, mein reserviertes Hotel zu finden. Wer sagt denn, dass ein Hotel mit „Palace“ im Namen auch zwingend an einer Avenue liegen muss. In Kambodscha darf der Weg zum Eingang auch gerne mal durch eine winzige dunkle Gasse führen. Aber der Entscheid hier abzusteigen war mehr als richtig. Eine Unterkunft in alten Gemäuern der Stadt mit Zimmer-Ausblick auf das Phnom Penh der Zukunft. Es ist noch lange nicht angerichtet…..

Ich hatte schon mehrfach das Gefühl, dass ich kulinarisch so ziemlich alles verkostet habe, was das Land her gibt. Wenn dann nur Speisekarten in kambodschanischer Schrift aufliegen, muss es das Gefühl und die Nase richten. So falsch kann man mit der Wahl ja eigentlich nicht liegen, wenn in einem gut besuchten Restaurant laufend die Spezialität des Hauses bestellt wird. Die kleine Suppe mit Fisch und „einigem“ mehr wird mit grünem und blumigem angereichert. Es hat speziell aber ganz gut geschmeckt. Und prompt ergab das nachträgliche Erfragen bei Somnang, dass ich diese sicher nicht bestellt hätte, wären mir einzelne Zutaten bereits vorher bekannt gewesen (Prahok – als Kambocello-Reisender weiss man wie die Fischpaste hergestellt wird). Ich hätte aber definitiv etwas verpasst.

Da ich in Phnom Penh keine Sehenswürdigkeiten zu besuchen habe, nehme ich mir gerne etwas Zeit, um Bekannte oder etwa das Umfeld meiner Fahrer näher kennenzulernen. Ich freute mich darüber, dass mich Sansan erstmals zu sich nach Hause führte. Als alleinerziehender Vater lebt er zusammen mit seinen beiden schulpflichtigen Kindern in sehr einfachen Verhältnissen in einem Aussenquartier der Stadt. Während die Tochter gerade im Schulunterricht weilte, traf ich seinen Sohn zuhause an.

Aufgrund der ausbleibenden Touristen kann Sansan zur Zeit nur mit grosser Mühe für den Unterhalt der Familie aufkommen. Er berichtete mir unter anderem, dass ihm die Schule für einen Teil der Schulgelder zwischenzeitlich Aufschub geben musste und er sich über das rechtzeitige Aufbringen des Geldes Sorgen macht. Eine gute Gelegenheit für mich, ihm dank eines Zustupfs aus der Schweiz etwas die finanzielle Not mildern zu können. Ein Zeichen mehr, dass die Rückkehr der Reisenden auch hier bitter nötig ist, und man auch mit kleinen Beiträgen sehr viel bewirken kann.