30.01.2022

In der Vergangenheit habe ich immer mal wieder von verborgenen Tempelanlagen im Westen des Landes, unweit der Thailändischen Grenze gelesen und gehört. Touristisch ist dieses Gebiet aber nur knapp erschlossen und es zieht daher auch nur wenige Reisende in diese Gegend. Grund genug für mich, nun auf meinem jetzigen Trip die Reise dorthin zu wagen. Ein Dokumentarfilm im deutschen Fernsehen wenige Wochen vor meiner Abreise in der Schweiz hat mich in meinem Vorhaben bestärkt und ich wollte die gemäss Film vergessenen Tempeln des Landes unbedingt besuchen.

Da ich nicht genau abschätzen konnte, was mich dort genau erwartet, lud ich meinen Fahrer Pich ein, mich die Tage zu begleiten. Wenn einer das Leben in der Natur und in ländlicher Umgebung bestens kennt, dann er. Er freute sich nicht nur über das zusätzliche Einkommen, sondern vielmehr, weil auch er sonst kaum die Möglichkeit hätte, diese Reise dorthin zu tun. Seine geäusserten Bedenken, dass er mich durch fehlende Ortskenntnise ja nicht wirklich führen kann, konnte ich ihm nehmen, indem ich ihn lediglich darum bat, mich bei Verständigungsproblemen zu unterstützen und einfach auf mich aufzupassen. Schliesslich wollte ich von da am Schluss ja auch wieder zurückfinden….

Unsere gemeinsame Fahrt führte uns zuerst in die Kleinstadt Sisophon, welche mit dem Bus in 2 Stunden ab Siem Reap zu erreichen war. Dieser Bus auf dieser Strecke nach Battambang gehört seit Jahren zu meinen kambodschanischen „Dreamlinern“ schlechthin. Sind alle Reisende eingestiegen und auch Gepäck und Reissäcke verstaut, bleibt des öfteren nicht mehr viel Platz um durchzuatmen. Da bin ich nicht unglücklich, den Bus nach absehbarer Zeit wieder verlassen zu können. Das neugelernte Social und Physical Distancing kommt da defintiv etwas zu kurz.

Noch vor der Mittagszeit angekommen, die Unterkunft für eine Nacht bezogen, blieb ausreichend Zeit um den quirrligen Ort zu besichtigen. Sisophon ist der eigentliche Knotenpunkt zwischen Battambang, Siem Reap und Poipet, dem Grenzübergang zu Thailand. Die Ortschaft dient im wesentlichen nur als Durchfahrts- oder Umsteigeort von Reisenden. Dabei hat der absolut untouristische Ort durchaus seinen Reiz.

In Anbetracht der Wärme habe ich gelernt, mich eher wie Kambodschaner zu ernähren. Dies nicht unbedingt mit der Auswahl der Speisen, sondern dies eher mit der Frequenz der kleineren Mahlzeiten verteilt auf den Tag. Stehen zudem Tage wie diese bevor, können grillierte Bananen anstelle einem Curry schon mal prophylaktische Wirkung haben.

Die Weiterreise zum eigentlich Ziel mit dem Namen Banteay Chhmar, 20 Kilometer von Thailand entfernt, erfolgte dann tags darauf mit einem Privatchauffeur. Dieser wurde uns auf Anfrage von der für touristische Belangen zuständigen Organisation der 15 Dörfer umfassenden Kommune organisiert. Der Gelegenheitschauffeur, welcher ansonsten für Sicherheitsbelange zuständig ist, holte uns ab, und fuhr uns in etwas mehr als einer Stunde direkt zum dortigen Büro des Tourismusverantwortlichen. Unser Aufenthalt und unsere Pläne haben wir bereits im Vorfeld der Reise mitgeteilt und somit ging es nur noch um die Besprechung von Details wie Verpflegung, Transporte vor Ort und Unterkunft.

Danach ging es dann zu unserer Gastfamilie, in wessen Zuhause wir die nächsten Tage verweilen konnten. Wie erwartet wurden wir sehr herzlich empfangen und durften in ihrem schönen Khmer-Haus das Zimmer beziehen. Dank der sprachlichen Unterstützung durch Pich konnte ich viel Interessantes aus dem Leben der Familie erfahren.

In der direkten Nachbarschaft zu unserem momentanen Zuhause befindet sich eine sehr kleine lokale Primarschule, welche ich spontan besuchen durfte. Es handelt sich um eine Kleinstschule, an welcher aktuell nur gerade eine Klasse unterrichtet wird. Die Lehrerin berichtete mir über die nur sehr beschränkten Ausbildungsmöglichkeiten an diesem Ort. Ein Blick in das Schulzimmer zeigt mir, dass es wie an vielen Orten in ländlichen Gebieten an einigem fehlt. Die gemeinnützige Organisation „Udugu“ des ehemaligen KamboCello-Reisenden Marcel Hauri aus Rheinfelden, welche sich in Kenya u.a. für schulische Projekte einsetzt, liess mir im Namen der Organisation spontan einen Beitrag zukommen, welchen ich bei dieser Gelegenheit gerne übergab. Eine völkerverbindende Geste, zwischen zwei Länder, welche in einigem vergleichbar sind.

Gerne berichte ich im nächstwöchigen Bericht über das, was wir hier an diesem schönen Flecken Kambodscha gesehen und angetroffen haben. Eines sei schon mal gesagt, die Reise dorthin hat sich gelohnt.