20.11.2022

Wenn Anfang November die Regenzeit in Kambodscha zu Ende geht und der wohl weltweit einzige Fluss, der in zwei Richtungen fliessen kann, seine Fliessrichtung ändert, dann ist die Zeit für das alljährlich stattfindende Wasserfest „Bon Om Touk“ gekommen. Der Ursprung dieses Festes geht auf das 13. Jahrhundert zurück. Das Datum der Feierlichkeiten richtet sich wie vieles andere hier nach dem Mondkalender.

Zur Änderung der Fliessrichtung des Flusses Tonle Sap kommt es, weil der Mekong im Frühjahr durch die Schneeschmelze im Himalaya-Gebirge und der Regenzeit in Kambodscha rund 4 mal mehr Wasser führt als üblich und so in Phnom Penh den abzweigenden Tonle Sap-Fluss durch die grosse Wassermenge in die entgegengesetzte Richtung fliessen lässt. Dieser lässt in der Folge den gleichnamigen See während dieser Zeit auf ein Vielfaches anschwellen. Grosse Landesteile werden geflutet und bieten danach beste Voraussetzung für den Fischfang und den Reis- und Gemüseanbau.

Ein wichtiger Bestandteil dieses Wasserfestes ist das Bootsrennen. Zu diesen Bootsrennen reisten bis vor der Pandemie bis zu 3 Millionen Kambodschaner aus den Provinzen in die Hauptstadt Phnom Penh. Ich selber hatte im Jahr 2014 das Vergnügen vor Ort dabei zu sein, seither achte ich darauf, dass ich an diesen Festdaten möglichst nicht zu reisen habe.

Im Jahr 2010 hinterliess eine Massenpanik in Phnom Penh 350 Todesfälle. Seither geht es ein wenig gemässigter zu und her. In diesem Jahr fanden die Bootsrennen aufgrund des gleichzeitig in Phnom Penh stattfindenden ASEAN-Gipfel aber ein weiteres Mal nicht statt, respektive gefeiert wurde bereits wie in den vergangenen zwei Jahren in den einzelnen Provinzen.

In der vorherigen Woche, kurz nach meiner Ankunft war es nun wieder soweit. Von Montag – Mittwoch wurde im ganzen Land ausgelassen gefeiert. Seit der Aufwertung und guten Erreichbarkeit von Sihanoukville schafften es dieses Jahr gemäss Zeitungen rund 500‘000 zusätzliche Besucher nach Sihanoukville. Es erstaunte daher nicht, dass über diese Feierlichkeiten die Verkehrswege in und um Sihanoukville allesamt verstopft waren.

Die ganzen Strände entlang Sihanoukville, und das sind doch einige Kilometer, wurden von den Stadtbewohner und eben den abertausenden Angereisten für 3 Tage als Picknickort, Zeltplatz und Partymeile in Beschlag genommen. Es wurde mächtig auf den Putz gehauen, aber nach meiner Wahrnehmung alles friedlich und mit sehr viel guter Stimmung.

Während Somnang und Zaly mit Freunden die vollen 3 Tage umtriebig waren, kam ich mit einem einzigen Tag bestens über die Runden. Ich verlebte mit ihnen etwas Abseits des grössten Trubels einen durchaus beschwingten Tag. Für einen kurzen Abstecher (zu Fuss!) wagte ich mich am Hauptabend dann noch kurz zum grossen Live-Konzert unweit von unserem Zuhause. Eigentlich hätte ich es ja vorher schon gewusst, dass der Musikgeschmack der Khmer nicht ganz der meine ist. Beim einheimischen Bier verhält es sich da schon etwas anders.