Nicole & Nico’s Reisebericht



Phnom Penh

Nach zwei Tagen geführter Akklimatisierungsphase in Phnom Penh (immer noch eine Herausforderung, den Namen der Hauptstadt richtig zu schreiben), verabschiedeten wir uns am Sonntag Morgen von Cello, der sich per Taxi Richtung seiner zweiten Heimat Sihanoukville (etwas einfacher, scheibt sich wie der berühmte König) aufmachte. Dass wir inzwischen längst mit der kambodschanischen Version von Cello unterwegs waren, merkte man übrigens daran, dass dieser den Taxifahrer ohne mit der Wimper zu zucken weit über eine halbe Stunde warten liess um zuerst noch in aller Ruhe seinen zweiten Morgenkaffee auszutrinken, einen Blog Eintrag zu verfassen und natürlich das Zimmer für seinen nächsten Aufenthalt zu buchen. 

Wir nahmen uns vor, unsere verbleibende Zeit in Phnom Penh möglichst erlebnisreich zu gestalten. Deshalb legten wir auch gleich los und liessen uns von Mister T, dem Tuk Tuk Fahrer unseres Vertrauens, zu den südwestlich des Stadtzentrums gelegenen Killing Fields fahren. Wie jedesmal war auch dieser Trip auf den vielbefahrenen Strassen ein Erlebnis für sich! Am meisten Aufregung entstand, als sich unmittelbar vor uns zwei Motorradfahrer erdreisteten, an einer roten Ampel anzuhalten und damit kurzzeitig den gesamten Verkehr lahmlegten. Nein, sowas ist man sich hier nicht gewohnt. 

  

Die Besichtigung der Killing Fields, Ort und Gedenkstätte des Völkermordes an der einheimischen Bevölkerung durch das Regime der Roten Khmer, war ein eindrückliches Erlebnis. Im Rahmen einer gut gemachten, selbstgeführten Audio Tour wurde uns doch einiges vom Schrecken näher gebracht, welcher die kambodschanische Gesellschaft damals erleiden musste und bis zum heutigen Tag nachhaltig prägt. Besonders die tausenden in der Stupa aufgestapelten Totenschädel werden uns wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben.

Mit einem noch immer etwas mulmigen Gefühl lehnten wir den (vermutlich gut gemeinten) Vorschlag unseres Fahrers, die nahegelegene “Shooting Range” zu besuchen, dankend ab und liessen uns statt dessen ins Toul Sleng Museum bringen. Auf dem Gelände dieses ehemaligen Foltergefängnisses sind weitere Details aus der grauenvollen Zeit von Pol Pot zu besichtigen. Das Museum ist auf jeden Fall einen Besuch wert und bietet mehr Information, als wir in der inzwischen drückenden Nachmittagshitze aufnehmen konnten. 


Nach einem kalten Kaffee im Brewhouse – inzwischen unser Stammlokal – brauchten wir erst mal etwas Erholung im kühlen Hotelzimmer. Gegen Abend machten wir uns dann Richtung Riverside auf. Diesmal verzichteten wir auf ein Tuk Tuk und gingen zu Fuss. Am grossen Platz vor dem Royal Palace herrschte viel Betrieb und eine friedliche, familiäre Atmosphäre, fast wie auf einer italienischen Piazza. Nicole gönnte sich eine ausgiebige Fussmassage, während Nico sich bei zwei Bier (Happy Hour) daran machte, diesen kleinen Reisebericht zu beginnen. Was für eine Ehre, der erste Gastblogger auf Kambocello.ch zu sein! Vielen Dank!

Das Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant schmeckte erneut prima. Und nein: Wir hatten keine Pommes!

Als letzten Programmpunkt wollten wir den Night Market besuchen. Wir schlenderten einige Minuten durch eine immer dunkler werdende Strasse und fanden tatsächlich einen Markt, an dem die Stände aber gerade dicht gemacht wurden. Da wir auch plötzlich die einzigen Touristen weit und breit waren, konnte dies nicht unser ursprüngliches Ziel sein. Es war aber trotzdem spannend, das Treiben hier zu beobachten.

Der Night Market befand sich einige Strassen weiter, war gross, hell beleuchtet und eher touristisch. Es gab eine riesige Bühne mit Live Musik und viele bunte Stände mit Blumen, Kleidung, Essen und Souvenirs.

Ein weiterer erlebnisreicher Tag ging schliesslich mit einer gemütlichen Tuk Tuk Fahrt zurück ins Hotel zu Ende. 

Nach den gestrigen Eindrücken liessen wir es heute etwas ruhiger angehen. Wir schliefen eine Stunde länger und wendeten uns dann dem Buddhismus zu. Die Besichtigung des Wat Phnom war sehr interessant, da es sich dabei um eine Pagode handelt, die vorallem auch von Einheimischen rege besucht wird. Unter dem Einfluss der vielen Räucherstäbchen wollten wir mehr Buddhas sehen und begaben uns sogleich in den nächsten Tempel (Wat Ounalom), direkt neben dem Königspalast. Dieser war rein äusserlich nochmals um einiges prunkvoller und bot viele gute Fotosujets. Man durfte sogar den riesigen Gong betätigen. 

Nächste Station war dann der Königspalast selbst und die dazugehörige Silberpagode. Obwohl man auf diesem grossen Areal dem geschäftigen Treiben der Stadt entfliehen könnte, wird es beim Betreten des Areals ein wenig hektisch. Denn wir wurden schon am Eingang von Touristenmassen überrannt. Die einzelnen Gebäude auf dem Palastgelände sind alle wunderschön, wirken aber irgendwie wie eine grosse Filmkulisse. Für uns deshalb kein echtes Highlight, aber natürlich ein absolutes “Must See” für jeden Kambodscha Reisenden.

Ausklingen lassen werden wir unseren Aufenthalt nun noch bei einem Drink in einer der vielen belebten Bars am Mekong. Und morgen früh geht’s dann auch schon weiter nach Siem Reap.

Mit dem Mekong Express nach Siem Reap

Pünktlich, ja fast schon überpünktlich, wurden wir um 6:45 in unserem Stadthotel in Phnom Penh abgeholt und zur Basisstation der Mekong Express Buslinie gebracht. Das Boarding verlief speditiv und schon bald fuhren wir im durchaus komfortablen roten Bus stadtauswärts Richtung Siem Reap. Unser Fahrer (geschätzte 17 Jahre alt) und der Reisebegleiter (vielleicht sein jüngerer Bruder) machten ihre Sache ausgezeichnet und brachten uns in knapp 7 Stunden, inklusive 20 Minuten Mittagspause, sicher ans Ziel. Die Fahrt war vor allem zu Beginn sehr abwechslungsreich und man konnte beobachten, wie die Gegend zunehmend ländlicher und die Straßen holpriger wurden.

Siem Reap

Unsere Bleibe in Siem Reap, das Mulberry Hotel, erwies sich als echter Glücksgriff: Zentral gelegen, ein wundervolles Zimmer, freundliches Personal und nicht zuletzt ein erfrischender Pool, den wir nach der langen Busfahrt natürlich sofort testen mussten. Neugierig und hungrig spazierten wir anschliessend Richtung Stadtzentrum. Auch in Siem Reap bringen die schweizerischen Verhaltensregeln im Straßenverkehr (“Luege-Lose-Laufe”) wenig bis gar nichts. Es gilt vielmehr: Laufen, schnell Laufen und ja nicht zögern. Glücklicherweise hat uns Cello an unserem ersten Abend die kambodschanischen Verkehrsregeln beigebracht!

Das Gebiet rund um die “Ballermann” ähnliche Pub Street und dem Old Market, welche beide das touristische Zentrum der Stadt bilden, hat viel zu bieten. Neben unzähligen Night Markets sowie edlen Boutiquen, folgen diverse Strassenküchen, Restaurants und Bars hier dicht aufeinander. Eine echte Partymeile, unverkennbar mit westlichen Einflüssen, aber auf seine Art trotzdem authentisch und speziell. Uns hat’s gefallen und wir genossen hier vier kurzweilige, (feucht-) fröhliche Abende mit gutem Essen (inklusive Khmer BBQ und Grille für Nico), Shopping und tollen Eindrücken.

Hauptattraktion eines Aufenthaltes in Siem Reap sind aber natürlich die vielen berühmten Tempelanlagen rund um Angkor Wat. Wir unternahmen während der nächsten zwei Tagen jeweils einen Ausflug per Tuk Tuk dorthin, konnten in dieser Zeit aber längst nicht alles besichtigen und fotografieren. Es ist wohl besser, man konzentriert sich auf einige wenige Orte und lässt sich nicht von der allgemeinen Touristen Hektik anstecken. 


Am ersten Tag haben wir uns für Angkor Wat und Ta Prohm entschieden. Angkor Wat ist eigentlich das kambodschanische Symbol schlechthin, denn die Türme dieses Tempel tauchen auf vielen Orten auf (inklusive Landesflagge). Ta Prohm ist eher bekannt durch Ruinen, welche vom Dschungel zurückerobert werden.

Am zweiten Tag stand dann Angkor Thom auf dem Programm, welcher mit dem wunderschön gestalteten Bayon und der Elephants Terrace sehr viel zu bieten hat. Die Zeit verging wie im Flug und schon mussten wir weiter, um den Sonnenuntergang von Phnom Bakheng aus zu sehen.

Den letzten Tag nutzten wir für einen Spaziergang durch den Old Market und genossen dort einen leckeren, frischen Fruchtsaft von einem der vielen Strassenwagen. Später ging es weiter durch einen nicht ganz so belebten Teil von Siem Riep und wir besichtigten unter anderem die schön gestaltete Pagode Wat Prohm Rath. Nicht zum ersten Mal gönnten wir unseren viel beanspruchten Füssen schliesslich nochmals eine entspannende Massage in einem der vielen Strassen Spa’s. 

 

Sihanoukville

Um es gleich vorwegzunehmen: Was das Motorradfahren betrifft, zeigt Nico’s Lernkurve seit einigen Tagen steil nach oben. Längst fährt auch Nicole (fast) angstfrei bei ihm mit und er meistert auch schwierige Situationen wie beispielsweise Kühe und Hunde auf der Strasse ohne Probleme.

Doch schön der Reihe nach. Die Begrüssung bei Cello, Somnang und Zaly war herzlich und fröhlich. Natürlich bekamen wir sofort eine Hausbesichtigung und durften unser Zimmer im Obergeschoss beziehen. Prunkstück des Anwesens ist der mit vielen Pflanzen geschmückte Aussen- und gleichzeitig Wohnbereich. Somnang scheint nicht nur ein hervorragender Koch zu sein, sondern auch ein grosses Flair für Garteneinrichtung und Dekoration zu haben. Und mittendrin natürlich der kleine Zaly, der von Anfang an für grosse Stimmung sorgte. Wir fühlten uns sofort wohl hier!

Cello, Gastgeber und Reiseführer in einer Person, schlug uns für die kommenden vier Tage folgendes Programm vor: Am Morgen jeweils etwas von der Stadt Sihanoukville erkunden, am Nachmittag Faulenzen an einem der verschiedenen Strände. Nach vier Tagen und vier Stränden sollten wir dann unseren Lieblings Beach küren.

Backpackers on Tour:

Wir starteten am Sonntag mit den “Golden Lions”, einem der Wahrzeichen Sihanoukvilles sowie der angrenzenden Zone bis zum Ochheuteal Beach. Hier gibt es unzählige “Guesthouses”, Läden, Restaurants und Bars, welche vorallem bei Backpackers sehr beliebt zu sein scheinen. Auch der Ochheuteal Beach selbst, welcher tagsüber als Badestrand genutzt wird und Abends zur Ausgangsmeile mutiert, ist sehr belebt, um nicht zu sagen fast ein wenig überfüllt. Doch Abends lohnt es sich, in dieser gemütlichen Atmosphäre direkt am Strand einen Cocktail zu trinken. Leider sieht man tagsüber die Spuren des Vorabends nur zu deutlich, da der Abfall achtlos in den Sand geworfen wird.   


Ein Hauch von einheimischen Leben:

Am Montag begleiteten wir Somnang an den Psar Leu Markt, wo er täglich die Einkäufe für unsere Verpflegung erledigt. Dieser Markt ist vorallem bei den Einheimischen sehr beliebt und es ist interessant zu beobachten, wie die Khmer miteinander diskutieren und handeln. Allerdings benötigt man für gewisse Stände einen starken Magen und Nicole fühlte sich bestätigt, auswärts kein Fleisch zu sich zu nehmen. Später ging es dann weiter zum Independence Beach, mit wunderschönem klarem Wasser und weißem Sand. Dieser Strand ist deutlich sauberer als sein Vorgänger und auch bei den einheimischen Leuten sehr beliebt. Nico versuchte sich in “Tic Tac Toe” gegen ein einheimisches Strandverkäufer Mädchen und hat natürlich verloren. 


Kambocellos neue zweite Heimat:

Am Dienstag wollten wir dann das Land sehen, auf welchem Cello und Somnang in den nächsten Jahren ein neues Zuhause erstellen wollen. Es liegt ein wenig weiter vom Zentrum entfernt und zur Zeit weiden noch die Kühe darauf, dafür ist es aber ein wenig näher an den Stränden Otres I & II. An diesem Nachmittag besuchten wir den Otres I und konnten fast nicht glauben, dass nochmals eine Steigerung zum Vortag möglich ist. Wir fühlten uns wie im Paradies und wollten diesen Platz am liebsten nicht mehr verlassen. Zudem fragten wir uns, ob wir noch eine weitere Steigerung verkraften können und waren schon voller Vorfreude auf den Otres II. Dieser ist, ähnlich wie sein Vorgänger, auch wunderschön mit seinem kristallklaren Wasser und schneeweißem Sand. Allerdings merkt man auch den ansteigenden Tourismus, denn es werden Hotels und “Guesthouses” gebaut, welche ein wenig das paradiesische Gefühl vom Otres I vermissen lassen.    


Unser Fazit:

Bezüglich Strand findet sich für jeden Geschmack etwas, doch unser Lieblingsstrand ist der Otres I. Sollte Cello seine Zukunftspläne tatsächlich in die Realität umsetzen, freuen wir uns bereits heute darauf, wieder zu den ersten Gästen gehören zu dürfen und so diesen Strand noch schneller erreichen zu können.

Die nächsten Tage lassen wir es uns so richtig gutgehen und genießen das Strandleben, das ausgezeichnete Essen von Somnang, die Spielstunden mit Zaly und das gemütliche Zusammensitzen mit Cello und seiner kleinen “Familie”.

Schlusswort

Nach zehn erholsamen und spannenden Tagen in Sihanoukville kam heute Nachmittag der Moment des Abschieds. Kurz zuvor hat uns Somnang nochmals ein kulinarisches Highlight auf den Tisch gezaubert: Sweet-Sour Soup mit Lobster und Reis, danach die obligate Portion Früchte. Bei einigen Bewohnern und Gästen flossen kurzzeitig sogar die Tränen (nicht wegen dem Lobster, sondern wegen des Abschieds).

Während der dreistündigen Taxifahrt zurück nach Phnom Penh versuchten wir ein kleines Fazit zu unserem Aufenthalt zu ziehen. Hier einige Gedanken:

Die meisten Kambodschaner sprechen neben Khmer auch englisch, respektive eine aufs nötigste reduzierte Kurzform davon. Die wichtigsten Ausdrücke sind “no have” und “one dollah”. Beides wird jeweils in ganz unterschiedlichem Kontext verwendet, beispielsweise wenn man etwas nicht will, nicht hat, nicht findet oder sein Gegenüber schlichtweg nicht versteht (“no have”) oder aber beim Handel mit den meisten Konsumgütern und Dienstleistungen sowie bei der aktiven Bestechung eines Polizeibeamten (“one dollah”).

Das einheimische Essen ist ausgezeichnet, grosszügig bemessen und sehr bekömmlich. (Nochmals ein großes Kompliment an Somnang). Auch die Strassenhändler bieten interessante, meist sechsbeinige Snacks mit einem hervorragenden Preis-Leistungs Verhältnis (“one dollah”). Vorsicht ist jedoch beim Verzehr von sogenanntem “Western Food”, beispielsweise einer Pizza Quattro Stagione, in einem der vielen netten Restaurants geboten. Dabei kann es nämlich vorkommen, das man am nächsten Morgen die vier Jahreszeiten über der Kloschüssel gleich nochmals durchlebt.

Am Beispiel des Abfallentsorgungswesens erkennt man deutlich, dass die Gegensätze zwischen Kambodscha und der Schweiz nicht grösser sein könnten. Der Khmer entsorgt seinen Müll typischerweise unkompliziert und ungetrennt im Freien oder verbrennt ihn gleich direkt vor der eigenen Haustür, und zwar zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit. Beim Schweizer Tourist hingegen kann es vorkommen, dass Zuhause während seiner Abwesenheit eine polizeiliche Vorladung ins Haus flattert, weil er am Abreisetag seinen säuberlich verpackten und etikettierten Müllsack ein paar Stunden früher als erlaubt an die Straße gestellt hat.

Cello fühlt sich sichtlich wohl in seinem kambodschanischen Umfeld und hat zahlreiche Verhaltensweisen der Einheimischen längst übernommen, nicht zuletzt die unerschütterliche Gelassenheit im Alltag und im Strassenverkehr, sowie das bereits erwähnte Khmer-Englisch. Etwas jedoch fehlt ihm noch, was nun wirklich jeder hat, der hier lebt: Ein Facebook-Account !!!

Diese Liste mit Eindrücken und Anekdoten liesse sich noch lange weiterführen. Wer mehr wissen möchte oder vielleicht sogar Lust auf einen eigenen Kambodscha Trip bekommen hat, darf sich gerne an uns bzw. Cello wenden.

Fazit: Unsere Reise hat uns grossen Spass gemacht und wir haben viel gelacht und gesehen. Die Gastfreundschaft, der Einblick in den kambodschanischen Alltag der Kambocello-Family, die kleinen und grösseren Erlebnisse aller Art, das Essen, die Strände – wir haben nur Gutes zu berichten und kommen gerne eines Tages wieder! Vielen herzlichen Dank !!!

Eure fernöstlichen Reiseblogger – Nico & Nicole  


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