31.01.2021

3. Etappe (Koh Trong b. Kratie)

Mit einer Reise in die ländlichen Provinzen ändern sich auch die Reisemöglichkeiten. Anstelle von Linienbussen und Fahrplänen sind vorallem in dieser Zeit Mitreisegelegenheiten gefragt, welche in der Regel frühestens am Vorabend zu organisieren sind. Für meine Weiterreise Richtung Norden habe ich mir einen Platz in einem Kleintransporter reserviert. Das Warten auf den Bus bei einem Kaffee war noch ganz entspannt und auch die Abholung zum Ladeplatz funktionierte auf dem Roller einigermassen zeitig.

Was ich dann aber erlebte, war dann eben Khmer-Kultur pur. Der Begriff VIP hat in Kambodscha eine ganz andere Bedeutung als bei uns.

Der Wagen war von Beginn weg nur mit 2 Sitzreihen und somit 8 Plätzen für Mitfahrende ausgestattet. Die restliche Fläche wurde mit Material aller Art vollgeladen. Zum Start der Fahrt waren ich und 2 weitere Personen an Bord. Während den ersten 10 Kilometer, für welche wir fast eine Stunde benötigten, wurden an unzähligen Halts noch weiteres Material und Personen zugeladen. Mit jedem Stop dachte ich, mehr geht ja hier wohl nicht mehr rein. Am Schluss waren es dann aber 13 Personen und vorne und hinten insgesamt 5 Motorroller! An ein Bewegen war kaum mehr zu denken. Dass der Fahrer mit 4 Beifahrerinnen dann gleichzeitig noch telefoniert und einen Maiskolben isst, macht die Sache auch nicht entspannter, gehört aber hier zum Ritual. Die Fahrt des Busses ging bis zur laotischen Grenze, ich selber stieg dann aber „bereits“ nach 130 Km und 3.50 Std. Fahrzeit in der Ortschaft Kratie aus.

Entlang des Mekongs zu reisen hat mich schon seit je her fasziniert. Sehe ich diesen, so machte ich mir schon des öfteren Gedanken darüber, wieviele Geschichten dieser Fluss auf seinem langen Weg so alles mit sich führt. Für x-Millionen Menschen bildet dieser Fluss der Lebensnerv schlechthin. In 5300 Meter Höhe im Himalayagebiet entsprungen, zählt dieser mit einer Gesamtlänge von 4500 Kilometer zu den 12 längsten Flüsse der Welt. Nach China, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha mündet dieser im sogenannten Mekong-Delta von Vietnam ins Meer.

In der Regenzeit, wenn der Mekong zusätzlich durch das Schmelzwasser im Himalaya enorm viel Wasser führt, werden auch in Kambodscha grosse Teile der Flussregionen jährlich überflutet und nahegelegene Seen und Flüsse mit zusätzlichem Wasser versorgt. Die chinesische und laotische Regierung hat in den letzten Jahren damit begonnen, zwecks Stromerzeugung grössere Staudämme in ihren Terretorien zu errichten, was nun dazu führt, dass der Mekong auf der Höhe von Kambodscha deutlich weniger Wasser führt. Für Kambodscha stellt dies ein grosses Problem dar. Für mich sehr gut nachvollziehbar, wenn ich die Sandbänke der Mekong-Inseln mit denen der früheren Zeit vergleiche.

Die Insel Koh Trong bei Kratie ist nun mein eigentliches Etappenziel für die kommenden Tage. Mit einer Fähre lässt es sich bequem auf die Insel übersetzen.

Nach einem erneuten Transport mit Roller bin ich dann in der einzigen Lodge auf der gerade Mal 10 Km2 grossen Insel angekommen. Hier fühlt man sich schlichtweg im Paradies, fernab vom Gewusel und inmitten der einheimischen Nachbarschaft umgeben von viel Natur. So lasse ich mich hier nieder, als einziger Lodgebesucher überhaupt. Hätte ich mich bis anhin nicht schon ausgiebig an das Alleinsein gewöhnt, hätte ich wohl jetzt ein Problem. Mein bescheidenes Khmer und die fehlenden Englischkenntnisse der Inselbewohner ermöglichen nur eine bedingte Kommunikation.

Mit dem Fahrrad lässt sich die Insel einfach erkundschaften. Die Inselbewohner sind äusserst zuvorkommend. Überallem heisst es von weitem schon „Barang! Barang!“, die Bezeichnung für westliche Ausländer. Man freut sich am Interesse an ihrer Arbeit und ihrem Leben und lässt bei einem Lächeln gerne einblicken.

Als ich diese Insel vor 16 Jahre besuchte, traf ich damals ebenso auf Einheimische welche mich spontan zu einem Mittagessen einluden. Danach gabs ein Gruppenfoto, welches ich ihnen kurz später entwickelt zukommen liess. Dank der heutigen Icloud hatte ich jetzt wieder Zugriff auf diese Aufnahme und siehe da, ich habe es nach einigem herumzeigen doch geschafft, wenigstens 2 Personen von damals wieder zu treffen. Man wollte natürlich dann unbedingt alle meine damaligen Aufnahmen sehen, und das sind einige. Dieser Moment der Freude kann ich nun leider nicht teilen, da ich für die restliche Akkudauer nicht mehr im Besitz meines Handys war….! Der „Preis“ für dieses Intermezzo ist eine kambodschanische Facebook-Freundschaft mehr. Der entsprechende Post liess auch nicht allzulange auf sich warten. Das ist eben auch Kambodscha😀!

24.01.2021

2. Etappe (Kampong Cham)

Nach Phnom Penh führte mich meine Reise weiter nordöstlich nach Kampong Cham. Die 124 Kilometer lange Strecke legte ich mit einem Minibus in etwas mehr als 2 Stunden zurück.

Die Provinzhauptstadt Kampong Cham liegt direkt am Mekong und die Stadt umfasst in etwa 20’000 Einwohner. Auf Deutsch übersetzt heisst die Stadt „Der Hafen der Cham“. Gemeint sind damit die muslimischen Cham, eine im buddhistisch dominierten Kambodscha lebende Minderheit. Etwa die Hälfte der landesweit wohnhaften Muslimen sind alleine in dieser Gegend wohnhaft. Nur vereinzelt trifft man auf Frauen mit Kopftücher, ansonsten merkt man in den Lebensgewohnheiten der Bewohner keine Unterschiede.

Mein bezogenenes Zimmer im 6. Stock eines Hotel direkt am Ufer des Mekongs ermöglicht einen wunderbaren Blick über einen Teil der Stadt und die Flusslandschaft. Zur Zeit seien gerade mal 4 Zimmer des grossen Hotels gebucht.

Hat man die stattliche Brücke über den Mekong überquert, erreicht man in 70 Kilometer den Grenzübergang zu Vietnam. Viele Lastwagenchauffeure auf dem Weg nach Vietnam legen an diesem Ort nochmals einen grösseren Zwischenhalt ein.

Ich liebe es, Ortschaften wenn immer möglich zu Fuss zu erkunden und dies vorallem in den frühen Morgenstunden. Ein besonderes Flair hat es aber auch im späteren Nachmittag, dann wenn die Kambodschaner allesamt nochmals auf den Beinen sind um sich vor dem nach Hause gehen noch an einer Garküche zu verpflegen oder letzte Frischwaren für den Heimbedarf einzukaufen. Oftmals beschränken sich die Wohnräume der Kambodschaner auf einen einzigen Raum und einen Küchenecke besteht meistens nur aus einem Gaskocher um heisses Wasser und einfachere Mahlzeiten zuzubereiten. Das öffentliche Verpflegen ist daher in der Regel günstiger und auch um einiges einfacher.

Während ich mich im Tagesverlauf auch gerne mit etwas Kleinem aus der Garküche verköstige, ziehe ich am Abend ein Essen in einem Restaurant vor. Wenn immer möglich besuche ich bei Khmer beliebte Gaststätten. Ein Dessert darf es dann auf dem Rückweg wieder gerne aus der Strassenküche sein.

Mit Mr. Buth habe ich in Kampong Cham einen erfahrenen TukTuk-Fahrer gefunden, welcher mich auf einer ganztätigen Tour durch das Umland mitnahm.

In erster Linie leben die Familien von der Landwirtschaft mit dem Anbau von allerlei Gemüse, Früchte und Reis. Auffallend ist, dass in dieser Region mehr Mais als Reis angebaut wird. Es handelt sich dabei vorwiegend um Futtermais für die Fütterung der Tiere. Nachdem der Mekong in der Regenzeit massiv ansteigt und die Felder überflutet, sind die Voraussetzungen ideal für eine Aussaat, oftmals mehr als einmal pro Jahr.

An einigen Stellen wird auch Tabak angebaut. Die Blätter werden geschnitten, wenn die Pflanze eine Höhe von 1 m erreicht. Danach werden diese bis zu 3 Monaten zum trocknen aufgehängt bevor sie dann geraucht werden können. Solche die es sich leisten können, besitzen einen speziellen Ofen dafür, mit welchem eine Trocknung innert Wochenfrist möglich ist.

Per TukTuk und zu Fuss unterwegs ergeben sich die besten Möglichkeiten für Begegnungen. Es sind gerade diese, welche eine Reise wohin auch immer interessant und lebendig machen. In der Regel reichen hierzu ein paar Wörter der einheimischen Sprache schon. Faszinieren tun mich seit je her die traditionellen Khmer-Häuser auf Stelzen.

Wer das erste Mal nach Kampong Cham reist, wird vermutlich nicht abreisen, bevor er die bekannte Bambusbrücke als Verbindung zu einer der Inseln im Mekong überschritten hat. Diese 700 Meter lange und nur mit dem Fahrrad oder zu Fuss begehbare Brücke wird mit jedem Beginn der Regenzeit im Juni vollständig abgebaut und dann nach dem Sinken des Wasserpegels wieder Stück für Stück aufgebaut. Die Auf- und Abbauarbeiten dauern je rund einen Monat.

Wie jede grössere Ortschaft führt auch diese Stadt ein paar schöne Pagoden im Repertoire. Und natürlich ist auch hier einmal mehr unter 200 Stufen nichts zu haben. Bei einer feucht heissen Tagestemperatur von 30 Grad nicht immer einfach. Wenn es schon keine Touristen hat, so leisten mir wenigstens ein paar Affen Gesellschaft. Und spätestens seit jetzt weiss ich auch woher der Begriff Affendurst kommt.

17.01.2021

Wie sagt man so schön, auch ein noch so grosses Übel bietet seine Chancen. Der jetzige Aufenthalt ohne Reisegäste aus der Schweiz gibt mir für einmal ausreichend Zeit, selber wieder etwas in Kambodscha zu reisen. So habe ich also in der vergangenen Woche den Rucksack gepackt und startete zu einer mehrwöchigen Reise durchs Land. Meine Reise führt mich unter anderem an Orte, welche ich vor 15 Jahre bereist habe und welche aufgrund der Lage längere Anfahrtswege mit sich bringen. Zwar war die Planung nicht ganz einfach, da einige Unterkünfte und auch Busverbindungen durch das Wegbleiben der Reisenden zur Zeit gar nicht in Betrieb sind. So starte ich, wie ich es zu Beginn meiner Zeit in Asien getan habe, und organisiere mich laufend von unterwegs. Geplant sind 8 Reiseetappen mit mehrtägigen Aufenthalten. Zweck dieser Reise ist es auch, meine bisherigen Rundreiseangebote zu erweitern oder allfälligen „Wiederholungstäter“ neue Reisevarianten anbieten zu können. Schlussendlich geht es mir aber einfach auch darum, mein Wissen über Land und Leute zu vertiefen, um dies unseren Gästen beim gemeinsamen Reiseabenteuer weitergeben zu können. Gerne nehme ich Euch mit auf diese Reise und berichte in den kommenden Wochen darüber.

Nach all den früheren Rucksackreisen hat mich trotz einigen Jahren Abstinenz wieder richtig das Reisefieber gepackt. Offenbar ist es aber so, dass sich mit dem Alter die Ansprüche etwas ändern. Ich fragte mich nämlich beim Packen des Rucksacks ernsthaft, wie ich diesen für die früheren mehrwöchigen Reisen jeweils gepackt hatte, respektive wie wenig ich dabei haben durfte. Vieles habe ich nun bereit gelegt, musste das eine und andere aber wieder in den Schrank versorgen und machte mich nur mit dem wirklich Nötigen auf den Weg.

1. Etappe (Phnom Penh)

Ziel ist es, auch neue Reisewege auszuprobieren. So legte ich für einmal die Fahrt nach Phnom Penh mit dem Zug zurück. Die Strecke misst 253 Km und die Fahrzeit beträgt inklusive kurzen Halts in Kampot, Kep und Takeo 7 Stunden. Mit einer Zugkomposition aus dem Jahre 1969 und dem nostalgischen Schienentrassee ist eine kürzere Reisezeit kaum zu erreichen. Durch das gemächliche Fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 45 Stundenkilometer lässt sich die vorbeiziehende Landschaft aber so richtig geniessen.

Der Zufall wollte es, dass ich auf meiner Zugfahrt auf den Schweizer Peter Krüsi, zur Zeit ebenfalls arbeitsloser Reiseführer, traf. Er weilte während ein paar Tagen am Meer in Sihanoukville und war auf dem Rückweg zu seinem jetzigen Zuhause in Phnom Penh.

Es ist ja nicht so, dass wir alleine reisten. Die Wagen waren durchaus gut gefüllt. Es scheint, dass auch die Kambodschaner das Reiseangebot gerne annehmen um so kostengünstig ans Ziel zu kommen.

Nachfolgend nun ein paar Impressionen der vorbeiziehenden Landschaft:

Mit dem Erreichen des Bahnhofs Phnom Penh habe ich meine erste Reise-Etappe hinter mich gebracht.

Gerade in städtischen Gebieten hat sich in den letzten Jahren nebst dem bekannten Tuk-Tuk ein weitere Transportmöglichkeit etabliert. Das PassApp basiert auf einer Internetlösung und die Nutzung setzt den Einsatz eines Smartphones mit der entsprechend installierten App voraus. Da es kaum mehr Asiaten gibt, welche nicht ein Smartphone nutzen (Smartphones beim Billiganbieter bereits ab 50.–), ist dies eine tolle Möglichkeit um günstig und vorallem zielsicher anzukommen. Mit dem Start dieser App ortet dieser den genauen Standort des Nutzers. Im Suchfenster gibt man das gewünschte Ziel ein und schliesst damit die Bestellung ab. Darauf hin quittiert einer sich in der Nähe befindliche Fahrer den Auftrag und fährt einem von seinem jetzigen Standort mit Hilfe des digitalen StreckenApps zum fix berechneten Preis an den gewünschten Ort. Für einmal sind so weder Sprach- und Ortskenntnisse noch Preisverhandlungen notwendig. Muss ich also einfach von A nach B ist dieser Einsatz auch für mich grandios. So kam ich nun auch von meinem Zuhause in Sihanoukville an den Bahnhof und in Phnom Penh vom Bahnhof in mein Hotel. Für andere vorallem touristische Fahrten zähle ich dann aber weiterhin gerne auf meine TukTuk-Fahrer. An dieses Fahrerlebnis kommt ein PassApp defintiv nicht an.

Einmal in Phnom Penh angekommen, gibt es für mich auch nach so vielen Jahren nach wie vor Neues zu entdecken. Die Stadt scheint sich fast täglich zu verändern. Schlussendlich sind es aber einfach auch ein paar liebgewonnene Möglichkeiten, die mich in dieser Stadt faszinieren und mir ein Verbleib abwechselnd gestalten lassen. Ein Muss, und dies insbesondere vor einer solchen Reise, ist der Besuch im Wat verbunden mit entsprechender Segnung.

Und natürlich steht dann auch noch der obligate Coiffeurbesuch an. Ob mit, wenig oder ohne Haare ein Erlebnis der besonderen Art, welches ich jedem Reisenden empfehlen würde. Nachdem meine Haarpracht auch bei einem kambodschanischen Haarkünstler nicht allzuviel Zeit in Anspruch nimmt, kann es schon mal vorkommen, dass ich nach mehrmaligem Fragen einer Gesichtsbehandlung zustimme. Gesicht ist ja ausreichend vorhanden und für ganze 4 Dollar soll ich danach um ein paar Jahre jünger aussehen. Na ja….!

10.01.2021

Sihanoukville ist bekannt für seine langen Strände, und unser Zuhause ist ideal gelegen für erholsame Tage am Meer. Zusätzlich gibt es ja auch die Möglichkeit, ab hier die verschiedenen Inseln per Boot anzufahren. Als ich Sihanoukville vor Jahren kennenlernte, waren die Strände anfänglich nur vereinzelt mit einheimischen Restaurants und Liegen ausgestattet.

Etwas später folgten dann viele weitere Restaurants und Bungalowanlagen mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. Bis vor Jahren ein wirkliches Paradies für Rucksacktouristen aus aller Welt, welche auf ihrer Reise durch Kambodscha noch ein paar Strandtage geniessen wollten. Mit den Jahren witterten die einheimischen Beizenbetreiber aber das grosse Geld und verpachteten die Betriebe immer mehr zu ansehnlichen Preisen an westliche Auswanderer oder Weltenbummler. Diese haben in der Regel gleich mehrjährige Pachtverträge abgeschlossen, um so künftig ihrem Traum vom Beizerleben in tropischer Umgebung zu frönen. Meist ohne jegliche Erfahrung und ohne die nötigen finanziellen Mittel waren diese dann kaum in der Lage, die inzwischen dringend notwendigen Investitionen zu tätigen. Sie bekundeten offenbar auch Mühe zuverlässiges Personal zu finden. Dies weil man auch kaum ansprechende Löhne bezahlen konnte. Zudem kommt es auch hier nicht besonders gut an, wenn Ausländer nach dem Prinzip „ich Boss, du Arbeiter“ tätig sein wollen. So hat zum Beispiel auch Somnang als 20jähriger für einen Monatslohn von Fr. 30.– während 12 Stunden am Tag in einer solchen Strandküche gearbeitet. Als Schlafplatz diente die Abstellkammer für die Liegematrazen vom Strand, welche er nach Beizenschluss dort aufzustapeln hatte. Heute bewegen sich die Löhne in etwa beim 10fachen.

Nachdem das Getränke- und Essensangebot praktisch in allen Restaurants gleich war, konkurrenzierte man sich gegenseitig mit Billigpreisen und ganztägiger Happyhour und Partynächten nicht nur zu Vollmondzeiten. Jeder ausländische Beizenbetreiber war versucht, dem Essensangebot auch noch mit der Kost aus seiner Heimat den Stempel aufzudrücken. Und so waren also die kambodschaniscben Küchenangestellten plötzlich mit Pizza, Burgers, Pommes Frites und Kebaps beschäftigt. Die neue Generation der Rucksacktouristen liebt das.

Nach dem Zustrom der Chinesen und gleichzeitigen Rückgang der westlichen Aufenthalter kam es wie es musste, mit ein paar Ausnahmen verkamen die vielen Restaurants immer mehr zu maroden Buden und der verbaute Strand glich in den letzten Jahren teilweise schon bald einmal einer slumartigen Barackensiedlung. Nur noch wenige Betriebe verstanden es, ein schönes Stranderlebnis zu bieten und diese waren dann meistens schnell mal besetzt.

Und da kam dann eben der Moment zum Ende des Jahres 2019, als die Stadtbehörde diesem Jekami sehr aprupt eine Ende setzte. Innert weniger Wochen liess sie die ganze Strandmeile von ungefähr 7 Kilometer mit Bagger räumen. Dies natürlich ohne ersatzpflichtig zu werden, da alle Betriebe seinerzeit ohne eigentliche Bewilligung auf öffentlichem Grund erstellt wurden. Mit einigem Wehmut beobachtete ich im letzten Jahr diese Räumungsaktion. Was mir bleibt, sind Erinnerungen an viele ungezwungene Strandmomente und dazugehörige Geschichten von vergangenen 16 Jahren.

Im Hinblick auf die Stadtentwicklung war es das Ansinnen der Regierung, sämtliche Strände der Stadt wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Fokus richtet sich auf einen vorwiegend asiatischen Tourismus. Der Asiate trifft sich am Strand zum Picknick oder einfach zum geselligen Zusammensein, aber nicht bräunend und lesend auf Liegestühlen. Insofern ist auch dieser Schritt für mich nachvollziehbar und das Resultat lässt sich bereits nach einem Jahr absolut sehen.

Die gesamte Länge des Strandes wird nun von einer breiten Strasse und einem Flanierweg gesäumt und die Strände werden durch den Staat gepflegt. Es ist schön zu beobachten, dass nun wieder viele Einheimische an den Stränden weilen. Vorallem in den Abendstunden säumen unzählige kleine Garküchen und mobile Restaurants den Weg und man verpflegt sich gemeinsam. Für andere Touristen entstehen zur Zeit auf der gegenüberliegenden Strassenseite unterschiedliche Restaurantbetriebe und Resorts inklusive Poolanlagen, und dies so nur wenige Meter von Strand und Meer entfernt.

Seit langem ist nun wieder ein „barrierefreier“ kilometerlanger Strandspaziergang möglich und auch das Meer bleibt von undefinierbaren Abflüssen aus den vorherigen Betrieben verschont. Ich hätte es nicht gedacht, doch diese Etappe der Stadtentwicklung nahm ein gutes Ende. Übrigens das Backpacker-Leben hat sich seit diesem Verlauf nun endgültig auf die naheliegenden Inseln verlagert. Solange die Chinesen von den Inseln (noch) nicht allzu angetan sind und lieber in den neu erstellten Casinos zocken, darf dies hoffentlich noch länger so bleiben. So findet dann eben jeder seinen Platz ganz nach seinem Geschmack.

03.01.2021

Mein täglicher Frühschwumm, für Körper und Geist ein guter Start in den Tag. Besonders am 01.01. um 6 Uhr habe ich in Gedanken mit Familie und Freunden in der Schweiz auf das neue Jahr angestossen. Wir wünschen Allen auf diesem Weg einen guten Start in ein hoffentlich friedvolles, möglichst gesundes und glückliches 2021. Es kann ja in vielen Belangen nur besser werden.

Vergangene Woche machten wir auch in diesem Jahr einen Ausflug in das ebenso südlich gelegene Kampot, mit dem Zug rund 2 1/2 Stunden Fahrzeit von Sihanoukville entfernt. Zur Zeit sind die Wetterbedingungen für Reisen gar nicht so schlecht, immer mal etwas bewölkt, aber natürlich nicht minder warm. Die Tagestemperatur liegt zur Zeit in der Regel bei 30 Grad. Mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 70 und 80% dann aber schweisstreibend genug, um zwischendurch mal eine kurze Siesta einzulegen. Meine in Kampot favorisierte kleine Lodge bietet hierfür die besten Voraussetzungen.

Nach dem Bezug der Zimmer führte uns eine TukTuk-Fahrt für einmal nicht zu den Pfefferfarmen, sondern Richtung Phnom Chngouk, auf welchem sich der Einstieg zu den heiligen Tempelhöhlen befindet. Bevor man jedoch in diese Tiefen runtersteigen kann, legt man den Weg in typischer Khmer Tempel-Manier zuerst um einiges aufwärts zurück. Anhand der Geräusche sind auch hier Fledermäuse wohnhaft, etwas unheimlich in der Tiefe der Höhle diese Laute zu vernehmen. Beim nächsten Mal rüste ich mich bestimmt mit einer gescheiten Taschenlampe aus.

Ein wenig entspannter ging es dann durch die nähere Umgebung Kampots, entlang von vielen Früchte- und Gemüseplantagen und mit einem Abstecher beim Secret Lake, in welcher Nähe sich weitere Pfefferplantagen befinden.

Einen Besuch in Kampot nutzen wir in der Regel gerne für einen Abstecher bei der Schweizerin Monika, welche hier seit ihrem Wegzug von Sihanoukville vor ein paar Jahren lebt. Nachwievor engagiert sie sich im Rahmen ihres Projektes „UCP Unicat Rescue Project Kampot“ für das Wohl von Katzen- und Hunden. Monika hat das in Kampot eröffnete Katzenkaffee vorderhand geschlossen und wohnt nun etwas weiter ab an sehr idyllischer Lage in einem kleinen Haus inmitten Einheimischer. Dank der grosszügigen Gartenanlage kann sie einen Teil des täglichen Früchtebedarfs nun selber decken und bietet so auch für die bei ihr wohnenden Hunde- und Katzen ein ideales Zuhause.

Mit einem ausgedehnten Spaziergang genossen wir am Folgetag nochmals die ruhige Atmosphäre des Städtchen Kampots bevor wir uns danach wieder auf den Heimweg nach Sihanoukville machten. Ich muss meinen kambodschanischen Mitbewohner noch etwas an die Eisenbahn gewöhnen. Macht Sinn das Angebot zu nützen, denn nur so wird ein Weiterausbau überhaupt möglich sein. In jedem Fall mussten auch Somnang und Zaly erkennen, dass die Strecke mit der Bahn in der gleichen Zeit wie mit einem Taxi zurückzulegen ist. Etwas mehr Sicherheit kann zudem auch nicht schaden.

Wie so oft wenn ich mal länger hier bin, nutze ich meine Zeit auch um meine lokalen Freundschaften zu pflegen. Eine davon ist Sarom, mittlerweile verheiratet und Vater von 2 Kinder.

Sarom kenne ich aus der Zeit, als ich vor dem Bezug unseres Hauses noch in einem Bungalow direkt am Strand logierte. Er verdiente damals sein Geld mit dem Betrieb eines Internetcafes, von wo aus man sich für wenig Geld an einem PC mit seinen Lieben zuhause in der Schweiz Verbindung aufnehmen konnte. Damals vorwiegend per E-Mail oder Überseetelefonat und dann etwas später per Skype. Ich erinnere mich gut daran, wie ich von dort, und eben mit Unterstützung durch Sarom, von meinen Reisen mit meist langen E-Mails berichtete. Vorallem in den Abendstunden war das Cafe dann jeweils gut belegt, und man musste dann schon mal darauf warten, bis einer der 10 Computer versehen mit Kopfhörer und Mikrofon frei wurde. Nervosität kam erst dann auf, wenn die Liebsten zuhause am PC zu einer vereinbarten Zeit auf ein Lebenszeichen warteten und eben noch kein freier Platz verfügbar war.

Welcher Luxus die heutige Zeit mit allen technischen Möglichkeiten doch bietet. Das ganze führte natürlich dazu, dass auch Sarom sein Internetcafe schon vor Jahren schloss und heute etwas ausserhalb der Stadt einen kleinen IT-Shop betreibt. Vom Drucker, Laptop, PC, Tablet, Druckerpatronen und sonstigem Zubehör, es gibt fast nichts was man bei ihm nicht haben kann. Ich staune auch, wie umfassend und vorallem stets aktuell sein Wissen ist, wenn man bedenkt, dass er zuvor nie eine IT-Ausbildung absolviert hat. Mit „Learning by doing“ und ein wenig Geschick kann man es doch zu einigem bringen. Und so statte ich ihm gelegentlich mal einen Besuch ab, sei es um etwas technischen Support zu erhalten, einen Papierausdruck erstellen zu lassen oder einfach einen Schwatz abzuhalten. Ein stets spannender Austausch zwischen Welten, welche nicht unterschiedlicher sein könnten.