21.03.2021

Wenn Somnang auf unserem Vorplatz sitzend mit einer Ladung Salz und Pfeffer anzutreffen ist, dann ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass meine Rückreise in die Schweiz unmittelbar bevorsteht. Nebst dem ungemahlenen Pfeffer werde ich wie immer auch Bestellungen unserer eigenen Salz-Pfeffer-Mischung mit in die Schweiz nehmen. Wer jemals einen Sack mit dieser Salz-Pfeffer-Mischung umschütten musste, kann gut nachvollziehen, warum Somnang diese Misch- und Abpackarbeit im Freien durchführt und nicht im Innern des Hauses.

In Bezug auf Covid-Ansteckungen ist Kambodscha bislang relativ gut durch die Pandemie gekommen. Aus rund 600’000 Tests resultieren bis heute gerade mal 1600 positive Ergebnisse. Ein Grund dafür sind sicherlich die sehr strengen Einreisebestimmungen, das generell umsichtige Verhalten der Bevölkerung sowie auch die klimatischen Bedingungen. Hinweise und Empfehlungen der Regierung werden ohne wenn und aber diszipliniert umgesetzt. Man trägt Masken und es gehört zum Alltag, dass man sich zum Beispiel via Mobile-Scan beim Betreten von öffentlich zugänglichen Gebäuden zu registrieren hat. In der Zwischenzeit hat man auch mit dem Impfen der Bevölkerung begonnen.

Werden im Land irgendwo positiv getestete Menschen entdeckt, werden umgehend Massentests und Quarantäneauflagen in den von den infizierten Personen besuchten Lokalitäten verfügt. Nachdem es in den letzten Monaten diesbezüglich eher ruhig war, entdeckte man nun wieder neue Fälle, welche in Phnom Penh und Sihanoukville zu sofortigen Schliessungen von einzelnen Hotels und Einkaufscenter führten. Für die Provinzbehörde in Sihanoukville Grund genug, vor 10 Tagen auch gerade sämtliche Zugangsstrassen von und nach Sihanoukville über Nacht zu schliessen und ein Passieren in andere Provinzen mit Ausnahme von Gütertransporten bis auf weiteres zu unterbinden. Man erhofft sich, so den Virus nicht in andere Provinzen zu verteilen. So weit so gut, wenn denn nicht gerade jetzt meine Abreise Richtung Phnom Penh anstehen würde! Schnell wurden in mir Erinnerungen an meine letztjährige Heimreise wach und so hatte ich mich nun wohl oder übel in den letzten Tagen erneut mehr mit meiner Abreise zu beschäftigen, als mir eigentlich lieb war.

Ein Schreckmoment sondergleichen, als meine Abklärungen ergaben, dass ein Abflug aus Kambodscha alleine kein Grund darstellt, um zum jetzigen Zeitpunkt die Stadt verlassen zu können. So musste ich mir andere kreative Lösungen erarbeiten, welche ich an dieser Stelle lieber nicht näher ausführen möchte…..

Mit unzähligen Papieren bewaffnet und mehrfachen Behördengänge zur Polizei, Einwohner- und Provinzbehörde von Sihanoukville, habe ich es schlussendlich dann mit toller Unterstützung meines Fahrers geschafft, die 2 Kontrollposten Richtung Phnom Penh Vorgestern zu passieren. Und dies notabene ohne meinen Reisepass, welcher sich zwecks Visaverlängerung ja bereits in Phnom Penh befand. Umso glücklicher war ich dann, als ich diesen bei Ankunft inklusive dem gewünschten neuen Jahresvisum in Empfang nehmen durfte. Es scheint fast, als brauche ich einfach etwas Spannung beim Reisen, wie langweilig war das doch nur vor Corona!

Und nun verbringe ich also die letzten 3 Tage im ruhigen Phnom Penh, bevor ich dann hoffentlich mit einem negativen Corona-Test in der Tasche, Morgen Abend das Flugzeug via Singapore in die Schweiz besteigen kann. Bis dahin bleibt noch etwas Zeit, das letzte Mal etwas kambodschanisches Stadtleben zu inhalieren. Dabei verkommt bei aktuell feuchten 35 Grad meine erste Morgenrunde bei Tagesanbruch zu einem besonders guten Moment. Während die einen noch schlafen, andere turnen oder auf die ersten Aufträge warten, starte ich meinen Tag mit einem feinen kambodschaniscben Kaffee beim Markt, dort wo das Erwachen der Stadt am deutlichsten spürbar ist.

So, und das wäre es nun also gewesen, das letzte Kapitel aus der Schreibstube von KamboCello für diese Saison. Ich freue mich nun wieder auf ein Zusammentreffen mit Familie und Freunden und mein anderes Leben in der Schweiz. Danke Allen vielmals für das Lesen und Kommentieren meiner Beiträge. Für die nächsten Monate muss es nun wieder eine andere Sonntagslektüre richten. Bis zum nächsten Mal. Der nächste Winter kommt bestimmt.

14.03.2021

Die vergangenen Wochen zeigten einmal mehr, dass bei uns auch was läuft, wenn eigentlich nichts läuft, oder besser gesagt, dass es kaum möglich ist, dass es mir hier mal langweilig werden könnte.

Eine unschöne Episode ereignete sich nur 2 Tage vor meiner Rückkehr von der Reise durch Kambodscha. Somnang wurde um 4 Uhr in der Früh durch einen Lärm aufgeweckt und musste feststellen, dass sich soeben ein Einbrecher an unserer eisernen Schiebetüre bei der Küche zu schaffen machte. Die Türe war bereits aufgewuchtet als es Somnang gerade noch rechtzeitig gelang, den Eindringling in die Flucht zu schlagen. Sehr flink schaffte es dieser über die 2 Meter hohe Mauer zu klettern und über den Vorgarten des Nachbarhauses zu verschwinden.

Eigentlich waren wir davon überzeugt, dass wir unser Zuhause in den vergangenen Jahren mit einigen baulichen Veränderungen ausreichend einbruchsicher genug gemacht haben. Doch offenbar besteht an einer Stelle noch etwas Nachholbedarf.

Selbstredend, dass Somnang und Zaly mit dieser nicht mehr schliessbaren Türe keinen besonders guten Schlaf mehr fanden und wir liessen anstelle der bisherigen Schiebetüre schnellst möglich eine normale und bessere Türe anfertigen. In 3 Tagen war diese bereits fabriziert und montiert. Bis es soweit war, wusste sich Somnang mit einer eigenen günstigen Alarmanlage zu helfen. Ein kleiner Nagel mit einer grossen Pfanne und ein mit Draht fixierter Holzbalken genügten, um wieder sicher schlafen zu können.

Es gab in diesen Wochen aber auch viel Gefreutes. Alljährlich im Februar dürfen wir nämlich an einem unserer beiden Mangobäume frische Mangos ernten. Nicht umsonst schmecken uns diese ganz besonders, denn diese dürfen bis zum Erreichen der vollständigen Reife am Baum hängen.

Hätte mir vor ein paar Jahren mal jemand gesagt, dass ich innert Kürze mit dem Velo in Sihanoukville unterwegs sei, ich hätte ihn vermutlich komisch angeschaut. Was aber bis im letzten Frühling noch undenkbar war, ist nun Wirklichkeit geworden. Seit der neuen Situation sind auf den Strassen immer mehr Kambodschaner zu sehen, welche das Velo vorallem für Frühsport nutzen. Für mich auch eine gute Gelegenheit, nähere Besorgungen nun mit dem Velo zu machen oder dann kleinere Ausfahrten der Küste entlang zu unternehmen. Zaly freut sich auch, endlich mal etwas weiter als nur im Quartier rumzufahren. An der Kondition müssen wir noch etwas arbeiten.

Seit längerer Zeit ist man daran, auch die Stromzuleitungen in die Quartiere etwas auf einen besseren Standard zu bringen. Und so waren ein weiteres Mal Arbeiter im Kabelgewirr beschäftigt, mit der Folge, dass wir am Schluss prompt wieder mal kein Internet mehr hatten, respektive das Zugangskabel erneut aus Versehen gekappt wurde.

In einem solchen Fall sieht es unsere interne Arbeitsteilung dann vor, dass ich mich um das zu kümmern habe. Aus Erfahrung weiss ich zwischenzeitlich bestens, dass Telefonate an die Hotline des Anbieters nicht viel bringen, sondern ich am besten gleich selber zum Arbeitsbeginn am Morgen zur Firma zu fahren habe. Es scheint, dass man mich dort mittlerweile kennt und man sich bei meinem Erscheinen bewusst ist, dass ein zeitnahes Handeln gewünscht wird. Ich war dankbar, dass mich sogleich ein tüchtiger englischsprechender Monteur begleitete und die Angelegenheit wieder in Ordnung brachte. Bis zum nächsten Mal.

A propos Strom, Somnang hatte im Verlauf dieses Jahres den grössten Teil unserer Anlage im Innen- und Aussenbereich mit Solarlichter ausgerüstet und konnte somit ein lang gehegter Wunsch von uns umsetzen. Bis anhin waren in diesem Land kaum brauchbare Solarinstallationen erhältlich und nun scheint man auch hier soweit zu sein. Alleine schon aufgrund der jährlichen Sonnenstunden eine sinnvolle Investition, die Stromrechnung lässt dies seither deutlich spüren.

Mit einer ergänzenden Installation in meinem persönlichen Aussenbereich, schlossen wir dieses Unterfangen nun ab. Nachdem weder unsere Leiter noch unser Dach für meine Gewichtsklasse gemacht ist, überliess ich die Montage liebend gerne Somnang und seinem Kollegen. Sie haben dies erfolgreich hingekriegt.

Ich bin fest davon überzeugt, dass ich auch Sihanoukville wohl kaum nochmals so ruhig, aufgeräumt und friedlich antreffen werde. Ich werde darum versuchen die weiteren Tage die mir noch bleiben bewusst zu verleben.

07.03.2021

Mit dem Zuwachs der chinesischen Bevölkerung in Sihanoukville haben sich zwischenzeitlich auch die Essgewohnheiten und Restaurantangebote etwas angepasst. Dies führte dazu, dass auch auf dem Markt neue Lebensmittel angeboten werden. Die lokale Bevölkerung findet dies nicht nur schlecht, sondern erfreut sich eher über die Angebotserweiterung. Auch Somnang hat schon das eine und andere ausprobiert und seither sein Repertoire erweitert. Für mich persönlich passt die chinesische Küche auch weit besser zum lokalen Essen als die vormals vorhandenen westlichen Angebote. Diese sind mit dem Wegzug der westlichen Bewohner Sihanoukvilles weitgehend verschwunden.

So erweitere also auch ich mein kulinarisches Blickfeld. Ich erinnere mich gut an die Besuche von chinesischen Restaurants bei uns in der Schweiz oder Deutschland zurück. Wobei es hier nur schon aufgrund der Sprache weit abenteurlicher ist. Hier heisst es auf der Menükarte nämlich nicht „knusprig gebratene Ente nach kantonesischer Art“ sondern vielmehr „粤式脆皮烤鸭“. Und so kann es manchmal schon etwas Zufall sein, was auf den Teller kommt.

Man braucht in Sihanoukville von unserem Zuhause nur wenige Meter zu gehen und man trifft auf eine der Restaurants mit Dim Sum. Die Chinesische Bezeichnung Dim Sum steht für traditionelle Zwischenmahlzeiten, einfach übersetzt Snacks oder Imbiss. Wörtlich übersetzt heisst Dim Sum in etwa „das Herz berühren“ im Sinne kleine Leckerbissen, die das Herz berühren.

Dim Sum werden in der Regel in kleinen Dämpfkörbchen aus Bambus zubereitet. Die Bambuskörbe zum dämpfen haben unterschiedliche Grössen, deren Durchmesser von etwa 15 cm bis knapp über 1 m reichen. Sie können zum Dämpfen aufeinander gestapelt werden, der oberste wird danach abgedeckt. In jedem befindet sich ein normalerweise auch aus Bambus bestehendes Gitter, auf das die Speisen gelegt werden. Es ist üblich, die Mahlzeit je nach Geschmack noch mit Sojasauce oder andern – zum Teil scharfen – Saucen zu verfeinern.

Den Grossteil der Gerichte machen gefüllte Teigtaschen aus. Die Füllungen können aus allen denkbaren Sorten von Fleisch, Meeresfrüchten, aber auch aus Ei und Süßem bestehen.

Auch im von uns besuchten Sokha-Beach Resort gibt es zwischenzeitlich verschiedene Dim Sum-Angebote und diese schmecken hervorragend.

Trotzallem geht aber nichts über die Köstlichkeiten aus der lokalen Khmer-Küche. Seit je her fällt es mir absolut nicht schwer, mich hier vorwiegend aus der einheimischen Küche zu verpflegen. Die Vielfalt der Gerichte ist gross und nur selten wird nur ein einzelnes Gericht aufgetischt. Insbesondere dann nicht, wenn Gäste erwartet werden. Somnang, ein leidenschaftlicher Koch, der gerne alles gibt. Für mich ein unbezahlbarer Umstand, den ich sehr zu schätzen weiss.

Da ich selber auch gerne koche, bin ich bemüht, das eine oder andere aus Somnangs Küche abzuschauen, um dann während meiner Zeit in der Schweiz meinem manchmal aufkommenden Fernweh etwas Abhilfe schaffen zu können. Ein persönlicher Favorit ist unter anderem die bekömmliche Reissuppe, welche hier in der Regel bereits als Morgenessen eingenommen wird. Ich lernte diese auf früheren Reisen nach Thailand kennen und kochte diese bislang nach diesem Rezept. Beim näheren Hinschauen wurde mir nun nach einigen Jahren Kambodscha endlich klar, weshalb die kambodschanische Variante etwas anders schmeckt. Mein persönliches Rezept wird nun sicher eine Änderung erfahren.

Gut, ehrlich gesagt, freue ich mich nach einem Aufenthalt von 4 Monaten dann schon auch immer wieder auf die saisonale Schweizer Küche. Vorallem Brot, Käse und andere Milchprodukte werden bei meiner Rückkehr mit Bestimmheit auf meinem ersten Einkaufszettel stehen. Bis es aber nun wieder soweit ist, erfreue ich mich hier noch etwas am fangfrischen Seafood aus Sihanoukville.