Esther & Stefan, 25.11. – 14.12.2024
Staunen, staunen, staunen: Rundreise im Südwesten von Kambodscha
Erleichtert entdeckten wir am Ausgang vom Flughafen Phnom Penh Marcel, der uns dort zu unserer Rundreise erwartete. Dank der detaillierten Vorbereitungsdokumentation von Marcel verlief die Flugreise ab Zürich mit Umsteigen in Singapore völlig problemlos.
Da waren wir also, Kambodscha. Bewusst hatten wir uns vorgängig nicht gross über das Land informiert. Wir wünschten uns, das Land und die Menschen möglichst unvoreingenommen erleben zu können. Mit dem enormen Wissen von Marcel wurde unser Wunsch während der vierzehntägigen Rundreise mehr als erfüllt. Wir genossen die zum Teil recht intensiven Tage, welche von Marcel mit einem reichhaltigen und abwechslungsreichen Programm gespickt waren. Er vermittelte uns die vielen Facetten von Leben, Land, Kultur und Lebensgewohnheiten der Khmer. Wir wollen keinen genauen Ablauf unserer Rundreise wiedergeben, ein unvollständiger Überblick muss reichen. Die Übernachtungsstationen waren Phnom Penh, Battambang, Siem Reap und Kampot.
Besuchte Örtlichkeiten waren Markhallen, Königspalast und Klosteranlage in Phnom Penh, natürlich Angkor Wat, diverse Gedenkstätten an die Herrschaft der Roten Khmer, traditionelle Töpferei, eine Backsteinproduktionsstätte, Fischpastenherstellung „Prahok“, Reisnudelproduktion, Lotuspflanzenweberei und Pfefferfarm, um nur einige aufzulisten. Zum Abschluss geniessen wir noch einige Tage mit Strand, Faulenzen, Lesen und gutem Essen bei Marcel Zuhause in seinem wunderschönen Haus, besser gesagt in seiner grünen Oase, mitten in Sihanoukville.
Zum ersten Mal ins Staunen kamen wir schon kurz nach unserer Ankunft, als uns Marcel mit den Worten empfing, jetzt Millionäre zu sein, denn er überreichte uns ein ganzes Bündel Noten, eben eine Million Riel. Überhaupt hatten wir im Umgang mit dem Geld so unsere liebe Mühe. Da hatten wir beispielsweise zu dritt ein feines Nachtessen in einem Khmer-Restaurant genossen, die Rechnung lautete um die siebzigtausend Riel. O Gott, wie viel ist das denn wieder. Aber nein, es sind ja nur etwa achtzehn Franken.
Erstaunlich ist auch die Sache mit dem Verkehr. Für uns ein unübersichtliches Chaos, scheinbar alles ohne Regeln. Falsch, klärt uns Marcel auf, es gibt eine Regel: Der Hintere muss aufpassen, egal ob Velo, Tuktuk, Auto oder auch grosse Lastwagen. Das führt dazu, dass links wie rechts überholt wird, manchmal kommen auch Fahrzeuge auf der eigenen Strassenseite entgegen. Diese hupen dann einfach und geben Lichtzeichen, um ihre Anwesenheit kundzutun. Überhaupt dient die Hupe dem hinteren Fahrzeug fast immer dazu, sich bemerkbar zu machen. Trotz allem, es funktioniert, denn wir hatten während der ganzen Zeit keinen Unfall gesehen.
Wirklich genial ist die Fortbewegungsmöglichkeit in Kambodscha mit den PassApp-Fahrzeugen, diesen kleinen, wendigen Vehikeln für zwei bis drei Personen westlichen Formats. Auf dem Handy kann man über diese App ein solches Fahrzeug, oder ein Tuktuk, bestellen, den eigenen Standort und den Zielort eingeben, so dass in Kürze ein Fahrer erscheint, der dann den gewählten Zielort zum festen Preis, für sehr wenig Geld, anfährt. Als Passagier kann man die Umgebung oder den Verkehrsfluss bestaunen.
Am meisten gestaunt haben wir über die Menschen hier im Land. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land, bei Menschen in armen oder reichen Verhältnissen, immer wurden wir freundlich und mit einem Lachen begrüsst. Besonders die Kinder winkten und lachten herzhaft. Bei einem Besuch an einer der vielen Schulen führten die Schülerinnen und Schüler stolz ihre Englischkenntnisse vor; leider ist der Schulbesuch aber längst nicht allen Kindern möglich, da viele Eltern einfach das Schulgeld für Material und Schuluniform nicht bezahlen können.
Diese Kinder sind dann einfach zu Hause und arbeiten im Familienbetrieb mit. Apropos Zuhause: Viele Familien leben direkt an der Strasse. Zur Strasse hin ist ein einfacher Verkaufstand mit irgendwelchen Esswaren, die den ganzen Tag von früh bis spät sieben Tage die Woche angeboten werden. Direkt dahinter ein einfaches Zimmer, welches der ganzen Familie als Schlafraum dient. Und all dies ist dem Strassenstaub ausgesetzt.
Ein paar Worte zum Essen sind hier noch angebracht. Obwohl langsam an gewissen Orten schon westliche und chinesische Speisen angeboten werden, hatten wir uns fast ausschliesslich an die kambodschanische Küche gehalten, die wirklich hervorragend schmeckt. Es gab allerdings entlang der Strassen schon Essensstände, an denen für uns ungewohntes Essen angeboten wurde, wie Hühnerköpfe, Schweinsohren, Schlangen- oder Spinnenspiesse, so dass diese Angebote von uns mit grossen Augen bestaunt wurden. Nun, der durchschnittliche Kambodschaner kann es sich schlicht nicht leisten, dass ein geschlachtetes Tier nur teilweise verwertet wird; es wird einfach alles davon verkauft und gegessen.
Natürlich sieht man auch Häuser und Bauten von wohlhabenden Kambodschanerfamilien. Auch in diesen Häusern spielt das Leben hauptsächlich draussen statt.
Und wie schon gesagt, wenn man auf die Menschen zugeht, darf man ein ehrliches Lächeln ernten. Ein Geschenk.
Marcel, dank dir, deinen fundierten Kenntnissen, der minutiösen Planung und vor allem dank der wertschätzenden Art, wie du den Menschen in diesem Land begegnest, erlebten wir eine unvergessliche Reise in „deinem“ Kambodscha. Dank dir durften wir Einblicke in Familien, die ihren Lebensunterhalt mit kleinen Produktionen verdienen – Reisnudeln, Töpferei, um nur zwei zu nennen – erleben und können diese als beeindruckende Erinnerungen mitnehmen.
Danke Marcel, dass wir dich ein Stück in deiner zweiten Heimat begleiten durften.
Esther und Stefan