09.05.2016

Eine halbe Sache

Eigentlich bin ich ja dafür bekannt, dass ich nur ganze Sachen mache. Für einmal mache ich nun eine Ausnahme und gebe mich auch mal mit einer halben Sache zufrieden:


Eine langjährige Freundschaft verbindet mich mit Saoa, welcher seit etwa 2 Jahren verheiratet und nun seit November 2014 stolzer Vater einer Tochter ist. Saoa ist seit vielen Jahren, wie damals auch Somnang, im Gastgewerbe angestellt. Um den Unterhalt für seine Familie und seine Mutter zu gewährleisten, fährt er seit einiger Zeit in seiner freien Zeit, und dies in den frühen Morgenstunden und nach der Arbeit bis spät in die Nacht noch TukTuk.

Zum Ende der Hauptsaison versuchen die Restaurantsbesitzer ihre Fixkosten für die kommende Regenzeit mit allen Mitteln zu reduzieren und es kommt dann auch oftmals zu Kündigungen von Mitarbeitern. Sehr hart für solche, welche eine Familie zu ernähren haben, denn es gibt hier weder Kündigungsfristen noch Taggeldleistungen des Staates. Dieses Mal traf es leider auch meinen Freund Saoa. Dies obschon er nun seit fast 10 Jahren am gleichen Ort zuverlässig tätig war. Mit dem TukTuk ist gerade während der Low-Season auch nicht wirklich Geld zu machen und so kam er arg in Bedrängnis. Er kündigte mir an, dass er seine Familie wohl in den nächsten Tagen zurück in die Provinz entsenden muss, und diese dann bei Verwandten unter kommen soll. Dies aus dem Grund, weil er die gemietete kleine Einzimmerwohnung so nicht halten kann. Er selber wird dann im TukTuk hausen, so wie dies sehr viele alleinstehende Fahrer tun müssen.

Es tat mir sehr leid für ihn und seine Familie. Es ist mir bewusst, dass ich hier nicht alle unterstützen kann, obschon ich dies sehr gern täte. Da kam mir doch folgende Idee:

Ich wäre nicht unglücklich, wenn ich in dem Zeitraum, in welchem ich hier in meinem Hause Gäste habe, über ein eigenes TukTuk verfügen könnte. Dies entweder mit Fahrer oder zum selber fahren. So wäre ich nämlich in der Lage, meinen Gästen zu jeder Zeit einen unabhängigen und günstigen Transportservice in Sihanoukville anbieten zu können. Ich habe nun deshalb mit Saoa für die künftigen Jahre eine Partnerschaft vereinbart und mich zur Hälfte an seinem TukTuk beteiligt. Die Vereinbarung sieht vor, dass dieses TukTuk während den Zeiten in denen ich hier vor Ort Gäste zu betreuen haben, zur ausschliesslichen Nutzung von KamboCello stehen wird. Die restliche Zeit wird dieses wie bis anhin durch Saoa gefahren und unterhalten, dient mir aber ganzjährig als Werbeträger.

Im kommenden November werden wir dieses TukTuk zusammen noch etwas farblich auffrischen und entsprechend beschriften. Gleichzeitig werde ich dann noch Fahrstunden bei Saoa geniessen, damit ich dieses TukTuk dann auch unfallfrei durch die Strassen manövrieren kann. Ich gehe davon aus, dass Saoa bald wieder eine Haupttätigkeit im Gastgewerbe aufnehmen wird und so es dann an mir ist, meine Gäste zu chauffieren.

Dank dieser Win Win-Situation wird Saoa nun in den kommenden Monaten sorgenfrei über die Runden kommen. Die Familie wir so nicht getrennt und kann weiterhin an gleichem Ort wohnhaft bleiben. Wir beide sind davon überzeugt eine gute Lösung gefunden zu haben. Insbesondere bin ich darüber glücklich, dass es mir einmal mehr gelungen ist, etwas in Zusammenarbeit mit Einheimischen zu gestalten. Alles andere würde nicht meinem Konzept und meinem Befinden entsprechen. Übrigens TukTuk-Fahren bietet sicher noch viel Fun, ich freu mich!

Saoa zusammen mit seiner Mutter und mit 3 zur Zeit ebenso bei ihnen wohnhaften Kindern von nahen Verwandten.

Baldiger Abschied

Schon bald heisst es wieder Abschied nehmen. Dazu gehört auch, dass ich in diesen Tagen noch ein paar Freunde besuche oder von solchen Besuch erhalte. Gern gesehene Gäste bei uns sind auch die beiden Auswanderer Peter und Monika von der Swissvilla (vorher Swissgarden Guesthouse). Seit ihrem Zuzug nach Sihanoukville pflegen wir eine freundschaftliche Beziehung, und dies obschon wir ja in gewissen Dingen eigentlich Konkurrenten sind. Monika kam wieder mal für Kaffee und Kuchen bei uns vorbei und wir plauderten über Altes und Neues aus Sihanoukville.

Wer schon mal bei uns zu Gast war, der kennt sie bestimmt, die gerösteten und gezalzenen Nüsse von Somnang. Seit diesem Jahr hat er sein „Angebot“ noch erweitert und bietet nicht nur eine gesalzene sondern auch noch eine Chilli-Version an. Wenn in unserem Hause grössere Behälter mit Zitronengras, Kräuter, Chilli und frischen Nüssen aus unserer Region bereit stehen, dann wird mir klar, dass mein Abflug in die Schweiz wieder vor der Türe steht. Er gibt mir jeweils gerne ein paar Kilos davon mit ins Gepäck um meine Familie und Freunde in der Schweiz damit zu bedienen. Die Produktion nimmt fast einen ganzen Tag in Anspruch. Zuerst werden alle Nüsse und Zutaten handverlesen und gereinigt und danach alle Zutaten klein zerhackt. Mit viel Oel wir dann das ganze portionenweise geröstet. Dies ist dann auch der Moment, bei welchem man sich des vielen Chilli wegen kaum mehr im Haus aufhalten kann. 



Der lang ersehnte Regen hat bis heute noch nicht eingesetzt. Ich geniesse nun die letzten Tage bis zu meiner Abreise aus Sihanoukville daher vermutlich noch vorwiegend am Strand. Am Donnerstag fliege ich nach Bangkok und werde dort noch eine Nacht bis zu meinem Weiterflug in die Schweiz verbringen. 

Ich wünsche mir, dass in Kambodscha die Hitze und Trockenheit bald durch die beginnende Regenzeit beendet ist. Es ist zu hoffen, dass der Regen aber etwas gemässigt vom Himmel kommt, damit alle hier von Überschwemmungen verschont bleiben. Ich habe das Privileg, dies aus der Ferne zu beobachten und weiss dies zu schätzen.