27.11.2022

Wer sich in Kambodscha aufhalten will, sei es als Reisender oder mit längeren Aufentshaltsabsichten, kommt nicht darum, sich mit den verschiedenen Aufenthaltsvisa des Landes zu beschäftigen. Gerade in Pandemiezeiten zeigte es sich, dass die Art eines Visums in Bezug auf eine Wiedereinreise durchaus von grosser Bedeutung sein kann. Das Touristenvisa für eine einmalige Einreise wurde von der Behörde zeitweilig nicht mehr ausgestellt und eine Rückkehr nach Kambodscha wäre auch für mich eine gewisse Dauer nicht mehr möglich gewesen. So war ich immer bemüht, mir vor Rückreise in die Schweiz ein neues Jahres-Visum zu beschaffen, damit ein Zurückkehren nach Kambodscha jederzeit auch möglich war.

„Lass dich doch einfach einbürgern!“ hiess es schon spasseshalber in meinem Umfeld. Praktisch wäre das schon, auf einen Schlag würden sämtliche Einreiseformalitäten überflüssig.

Ich gehe mal davon aus, dass mir der kambodschanische Staat aber kaum mal eine Staatsbürgerschaft verleihen wird, so wie dies zum Beispiel dem Hollywood-Star Angeline Jolie zuteil wurde. Und so würde mir also nur der Weg eines ordentlichen Einbürgerungsverfahrens bleiben.

Die Hürden eine Staatsbürgerschaft zu erlangen, wären aber auch hier gross. So muss man 7 aufeinanderfolgende Jahre in Kambodscha gelebt haben, was ja noch zu bewerkstelligen wäre. Bei der Fähigkeit fliessend Khmer schreiben und sprechen zu können wird es dann schon etwas kniffliger. Da wäre wohl die Verinnerlichung der kambodschanischen Geschichte und Kultur schon eher machbar. Auch hier gilts eine entsprechende Prüfung abzulegen. Dem Einbürgerungsantrag an das Innenministerium wäre ein Schreiben des Bürgermeisters der Wohngemeinde Kambodschas über „gutes Benehmen und moralisches Verhalten“ beizufügen. So weit so gut, ein Einbürgerungsverfahren wie wir ja in der Schweiz spätestens seit Emil und „Schweizermacher“ bestens kennen und auch aktuell Einbürgerungswilligen in der Schweiz so einiges abverlangt.

Wir wären aber nicht in Kambodscha, wenn es nicht doch noch eine gewisse Erleichterung mit der sogenannten VIP-Option gäbe: Ist man nämlich bereit, eine Spende von rund 300’000 USD zugunsten des Staatsbudget locker zu machen, könnte man sich im Gegenzug zumindest die 7Jahresfrist bei der Mindestaufenthaltsdauer ersparen, die weiteren Bedingungen seien aber zu erfüllen. Berichten zur Folge soll es aber auch schon vorgekommen sein, dass mit einer solchen Spende, und vielleicht ja noch etwas Kleingeld darüber hinaus, eine Staatsbürgerschaft auch ohne weiteres Zutun des Bittstellers verliehen wurde.

Und schlussendlich stände also auch noch der Weg einer Ehe offen. Geht man mit einer Kambodschanerin oder einem Kambodschaner eine hier registrierten Ehe ein, könnte man nach einer Frist von bereits 3 Jahren eine Staatsbürgerschaft beantragen, dies aber dann auch nur wenn wiederum die bereits erwähnten Voraussetzungen erfüllt wären.

Mein persönlicher Weg sieht dies jedoch alles nicht vor. Ich bin nun schon mehr als zufrieden, dass ich mit dem jetzigen Jahr nun in Kambodscha offiziell den Rentnerstatus erreiche, und dadurch nun erstmals ein solches Jahresvisum in Empfang nehmen durfte. An das „Teilzeit“-Rentner Dasein werde ich mich schnell gewöhnen. Bis es dann in der Schweiz so weit ist, bin ich bestens vorbereitet.

 

Die US-Schauspielerin Angelina Jolie drehte im Jahr 2001 Teile des Action-Films Tomb Rider in den Tempelanlagen von Angkor Wat. Unabhängig dieses filmischen Erfolgs hat Kambodscha dabei den Nerv der Schauspielerin getroffen. „Hier habe ich so viel über das Leben gelernt, hier wurde mir klar, dass ich meine Perspektive ändern muss“ sagte sie anlässlich eines Filmfestivals in Phnom Penh. Die Art und Weise, wie die kambodschanische Bevölkerung das Trauma der Schreckensherrschaft der Roten Khmer in den 70er Jahren verarbeitete, imponierte Jolie. Sie krempelte ihr Leben um, trennte sich vom bisherigen Ehemann und adoptierte im Jahr 2002 in Kambodscha Sohn Maddox und später seine Geschwister Pax aus Vietnam und Zahara aus Äthiopien. Zur gleichen Zeit engangierte sie sich als Botschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Mit der späteren Beziehung mit Brad Pitt kamen noch drei weitere gemeinsame Kinder dazu. Angelina Jolie kaufte in der Nähe von Maddox‘ Geburtsort Battambang ein Haus und 60 000 Hektar Land und machte daraus ein Naturschutzgebiet. Sie half vielen Wohltätigkeitsorganisationen und gründete die «Maddox Jolie Pitt»-Stiftung für Umweltschutz. 2005 verlieh ihr das Königreich für ihr Engagement die Ehrenstaatsbürgerschaft. Im Jahr 2015 kehrte Angelina Jolie nach Kambodscha zurück und führte Regie der Verfilmung des autobiografischen Romans von Loung Ung mit dem Titel „First they killed my father“ aus dem Jahr 2000. Der Film mit dem deutschen Titel „Der weite Weg der Hoffnung“ erzählt die Geschichte der Rote-Khmer-Zeit aus der Sicht eines Kindes. Sohn Maddox half als Produktionsassistent bei den Dreharbeiten und spielte im Film eine kleine Rolle. «Ich will, dass Maddox etwas über dieses Land lernt», sagte Jolie. «Er ist mein Sohn, aber er ist auch ein Sohn Kambodschas.»

Angelina Jolie mit Madoxx und Zahara (Foto Khmer Post Asia 06.04.2020)

Ich selber habe den Film gesehen und auch das Buch von Loung Ung gehört in meine Büchersammlung in Kambodscha. Viele unserer Gästen haben dieses Werk nach erfolgter Rundreise gelesen und so nochmals auf eindrückliche Art etwas mehr über die düstere Vergangenheit des Landes erfahren.