10.01.2021

Sihanoukville ist bekannt für seine langen Strände, und unser Zuhause ist ideal gelegen für erholsame Tage am Meer. Zusätzlich gibt es ja auch die Möglichkeit, ab hier die verschiedenen Inseln per Boot anzufahren. Als ich Sihanoukville vor Jahren kennenlernte, waren die Strände anfänglich nur vereinzelt mit einheimischen Restaurants und Liegen ausgestattet.

Etwas später folgten dann viele weitere Restaurants und Bungalowanlagen mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten. Bis vor Jahren ein wirkliches Paradies für Rucksacktouristen aus aller Welt, welche auf ihrer Reise durch Kambodscha noch ein paar Strandtage geniessen wollten. Mit den Jahren witterten die einheimischen Beizenbetreiber aber das grosse Geld und verpachteten die Betriebe immer mehr zu ansehnlichen Preisen an westliche Auswanderer oder Weltenbummler. Diese haben in der Regel gleich mehrjährige Pachtverträge abgeschlossen, um so künftig ihrem Traum vom Beizerleben in tropischer Umgebung zu frönen. Meist ohne jegliche Erfahrung und ohne die nötigen finanziellen Mittel waren diese dann kaum in der Lage, die inzwischen dringend notwendigen Investitionen zu tätigen. Sie bekundeten offenbar auch Mühe zuverlässiges Personal zu finden. Dies weil man auch kaum ansprechende Löhne bezahlen konnte. Zudem kommt es auch hier nicht besonders gut an, wenn Ausländer nach dem Prinzip „ich Boss, du Arbeiter“ tätig sein wollen. So hat zum Beispiel auch Somnang als 20jähriger für einen Monatslohn von Fr. 30.– während 12 Stunden am Tag in einer solchen Strandküche gearbeitet. Als Schlafplatz diente die Abstellkammer für die Liegematrazen vom Strand, welche er nach Beizenschluss dort aufzustapeln hatte. Heute bewegen sich die Löhne in etwa beim 10fachen.

Nachdem das Getränke- und Essensangebot praktisch in allen Restaurants gleich war, konkurrenzierte man sich gegenseitig mit Billigpreisen und ganztägiger Happyhour und Partynächten nicht nur zu Vollmondzeiten. Jeder ausländische Beizenbetreiber war versucht, dem Essensangebot auch noch mit der Kost aus seiner Heimat den Stempel aufzudrücken. Und so waren also die kambodschaniscben Küchenangestellten plötzlich mit Pizza, Burgers, Pommes Frites und Kebaps beschäftigt. Die neue Generation der Rucksacktouristen liebt das.

Nach dem Zustrom der Chinesen und gleichzeitigen Rückgang der westlichen Aufenthalter kam es wie es musste, mit ein paar Ausnahmen verkamen die vielen Restaurants immer mehr zu maroden Buden und der verbaute Strand glich in den letzten Jahren teilweise schon bald einmal einer slumartigen Barackensiedlung. Nur noch wenige Betriebe verstanden es, ein schönes Stranderlebnis zu bieten und diese waren dann meistens schnell mal besetzt.

Und da kam dann eben der Moment zum Ende des Jahres 2019, als die Stadtbehörde diesem Jekami sehr aprupt eine Ende setzte. Innert weniger Wochen liess sie die ganze Strandmeile von ungefähr 7 Kilometer mit Bagger räumen. Dies natürlich ohne ersatzpflichtig zu werden, da alle Betriebe seinerzeit ohne eigentliche Bewilligung auf öffentlichem Grund erstellt wurden. Mit einigem Wehmut beobachtete ich im letzten Jahr diese Räumungsaktion. Was mir bleibt, sind Erinnerungen an viele ungezwungene Strandmomente und dazugehörige Geschichten von vergangenen 16 Jahren.

Im Hinblick auf die Stadtentwicklung war es das Ansinnen der Regierung, sämtliche Strände der Stadt wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Fokus richtet sich auf einen vorwiegend asiatischen Tourismus. Der Asiate trifft sich am Strand zum Picknick oder einfach zum geselligen Zusammensein, aber nicht bräunend und lesend auf Liegestühlen. Insofern ist auch dieser Schritt für mich nachvollziehbar und das Resultat lässt sich bereits nach einem Jahr absolut sehen.

Die gesamte Länge des Strandes wird nun von einer breiten Strasse und einem Flanierweg gesäumt und die Strände werden durch den Staat gepflegt. Es ist schön zu beobachten, dass nun wieder viele Einheimische an den Stränden weilen. Vorallem in den Abendstunden säumen unzählige kleine Garküchen und mobile Restaurants den Weg und man verpflegt sich gemeinsam. Für andere Touristen entstehen zur Zeit auf der gegenüberliegenden Strassenseite unterschiedliche Restaurantbetriebe und Resorts inklusive Poolanlagen, und dies so nur wenige Meter von Strand und Meer entfernt.

Seit langem ist nun wieder ein „barrierefreier“ kilometerlanger Strandspaziergang möglich und auch das Meer bleibt von undefinierbaren Abflüssen aus den vorherigen Betrieben verschont. Ich hätte es nicht gedacht, doch diese Etappe der Stadtentwicklung nahm ein gutes Ende. Übrigens das Backpacker-Leben hat sich seit diesem Verlauf nun endgültig auf die naheliegenden Inseln verlagert. Solange die Chinesen von den Inseln (noch) nicht allzu angetan sind und lieber in den neu erstellten Casinos zocken, darf dies hoffentlich noch länger so bleiben. So findet dann eben jeder seinen Platz ganz nach seinem Geschmack.