07.02.2021

4. Etappe (Stung Treng)

Mit dem Ziel dieser Etappe gelange ich zum nördlichsten Punkt meiner Reise und bin nur noch wenige Kilometer von der Grenze zu Laos entfernt.

Vorerst galt es aber in einem nicht minder gefüllten Minibus die Fahrt hinter mich zu bringen. In zügigen 2.5 Stunden waren wir dann am Ziel und ich durfte mich nach einem staubigen Transfer im TukTuk in einer weiteren schönen Lodge mit Mekong-Anstoss einrichten.

In der Gegend von Kratie und Stung Treng zählen Irrawaddy-Delphine zu den Bewohner des Mekongs. Laut Angaben des WWF leben bis zur Grenze von Laos aktuell noch etwa 80 Tiere. Vor 1975 waren in den kambodschanischen Gewässer über 1000 dieser Süsswasser-Delphine anzutreffen. Diese wurden aber in der Schreckensherrschaft der roten Khmer fast ausgerottet, sei dies um Schiessübungen abzuhalten oder das Fischöl als Treibstoff zu nutzen. Heute ist der restliche Bestand dieser seltenen Delphinsorte geschützt. Mit etwas Glück lassen sich diese auf einer Bootsfahrt gut beobachten.

Und zur besseren Ansicht hier noch eine Aufnahme aus einem aufliegenden Werbeflyer:

Fährt man diese Wochen über Land, kann man sie nicht übersehen und überhören, die Hochzeitsfeierlichkeiten. Diese finden in der Regel im ganzen Land mehrheitlich in den Monaten Januar – April statt, dies weil dann auch die strengsten Arbeiten im Reisanbau vorüber sind. Ein wichtiges Ritual sind im Vorfeld der Hochzeit die richtigen Bilder in den traditionellen Gewänder. Man sucht sich hierfür meistens spirituelle oder geschichtsträchtige Orte aus, um den Bildern auch die richtige Bedeutung zu verleihen. So gesehen in den letzten Tagen, als ich an etlichen schönen Schauplätzen auf Heiratswillige mit grossem Entourage an Fotografen, Belichtungsgehilfen und Kostümzurechtzupfer traf.

Ein Aufenthalt in und um Stung Treng lohnt sich nicht nur alleine wegen der schönen Lage am Fluss, sondern auch wegen den vielseitigen landwirtschaftlichen Kulturen in dieser Gegend. Augenfällig ist insbesondere der grossflächige Anbau der auch bei uns beliebten Cashew-Nüsse. Wer schon mal gedacht hat, dass diese Nüsse bei uns etwas gar hoch im Preis sind, wird hier erlennen, warum dies so ist.

Die Nüsse wachsen einmal jährlich an mittelgrossen Bäumen und die Ernte findet in der Regel im Monat März statt. Die Früchte, sogenannte Cashew-Äpfel, enthalten je eine einzelne Nuss. Nach dem Ernten dieser Früchte werden diese aufgeschnitten und die Nüsse, welche mit einer harten Schale umgeben sind, entnommen. Der Bauer erhält für dieses Rohprodukt pro Kilo zur Zeit 2 Dollar ausbezahlt. Die Abnehmer der noch unverarbeiteten Nüsse sind vietnamesische Firmen, welche die Nüsse aus Kambodscha importieren, maschinell schälen und rösten. Danach werden diese in die ganze Welt exportiert. Die Plantagenbesitzer nehmen einen Teil davon für einen durchschnittlichen Kilopreis von 10 Dollar wieder zum Direktverkauf zurück. Am Markt in Kambodscha sind die verarbeiteten Cashew-Nüsse schlussendlich etwa für 12 Dollar das Kilo erhältlich und der Bauer fährt so im besten Fall insgesamt ein Ernteerlös von 4 Dollar je Kilo ein.

Im Städtchen Stung Treng bieten die Bauern der umliegenden Dörfer ihre Frischware ausserhalb der eigentlichen Markthalle auf der Strasse an. Es ist teilweise kaum ein Durchkommen mehr und es ist äusserst interessant dem turbulenten Treiben etwas zuzusehen.

Ich meinerseits nutzte in Strung Treng die Zeit für etwas Erholung von den bisherigen Reisetage, im Wissen was in den nächsten Tagen noch auf mich zukommen wird. Zeit auch, um die folgenden Etappen etwas detaillierter vorzubereiten. Mein Bungalow-Balkon, ausgestattet mit einem bequemen Stuhl und Hängematte schafften hierfür die besten Voraussetzungen.

Apropos Hängematte, DER Besitztum jedes Kambodschaners schlechthin. Es gibt wohl kein kambodschanisches Zuhause, wo nicht mindestens eine dieser Matten aufgehängt ist. Die Kambodschaner lieben es, ihre Ruhepausen und auch schon mal gerne etwas mehr darin zu verbringen. Es ist gut möglich, dass ich zwischenzeitlich auch etwas Khmer-Blut in mir habe, schaffte es aber bislang irgendwie trotzdem nicht, es mir in einer solchen wirklich gemütlich zu machen. Ein weiterer Versuch scheiterte nun auf eben diesem Balkon und verursachte beim anwesenden Garten-Personal für beste Unterhaltung. Genau 10 Minuten dauerte es nämlich und die Leine riss, was mir bestätigt, dass ich Blut hin oder her mindestens körperlich noch lange kein Asiate bin.

Ein Erfolgserlebnis gabs dann aber doch noch, denn ich schaffte es nun tatsächlich zum ersten Mal überhaupt in meinen vielen Asienjahren, einen Schwumm im Mekong zu machen. Es gab bislang wirklich nicht viele Momente, in welchen ich mir ein Bad in diesem Fluss gewünscht hätte. Ich dachte mir aber nun, wer Rhein kann, kann doch sicher auch Mekong! Ich blendete alles aus, was ich auf all meinen Reisen entlang des Mekongs bisher gesehen habe, und konnte so den längeren Schwumm bei angenehmen Wassertemperaturen doch ganz gut geniessen.