24.01.2021

2. Etappe (Kampong Cham)

Nach Phnom Penh führte mich meine Reise weiter nordöstlich nach Kampong Cham. Die 124 Kilometer lange Strecke legte ich mit einem Minibus in etwas mehr als 2 Stunden zurück.

Die Provinzhauptstadt Kampong Cham liegt direkt am Mekong und die Stadt umfasst in etwa 20’000 Einwohner. Auf Deutsch übersetzt heisst die Stadt „Der Hafen der Cham“. Gemeint sind damit die muslimischen Cham, eine im buddhistisch dominierten Kambodscha lebende Minderheit. Etwa die Hälfte der landesweit wohnhaften Muslimen sind alleine in dieser Gegend wohnhaft. Nur vereinzelt trifft man auf Frauen mit Kopftücher, ansonsten merkt man in den Lebensgewohnheiten der Bewohner keine Unterschiede.

Mein bezogenenes Zimmer im 6. Stock eines Hotel direkt am Ufer des Mekongs ermöglicht einen wunderbaren Blick über einen Teil der Stadt und die Flusslandschaft. Zur Zeit seien gerade mal 4 Zimmer des grossen Hotels gebucht.

Hat man die stattliche Brücke über den Mekong überquert, erreicht man in 70 Kilometer den Grenzübergang zu Vietnam. Viele Lastwagenchauffeure auf dem Weg nach Vietnam legen an diesem Ort nochmals einen grösseren Zwischenhalt ein.

Ich liebe es, Ortschaften wenn immer möglich zu Fuss zu erkunden und dies vorallem in den frühen Morgenstunden. Ein besonderes Flair hat es aber auch im späteren Nachmittag, dann wenn die Kambodschaner allesamt nochmals auf den Beinen sind um sich vor dem nach Hause gehen noch an einer Garküche zu verpflegen oder letzte Frischwaren für den Heimbedarf einzukaufen. Oftmals beschränken sich die Wohnräume der Kambodschaner auf einen einzigen Raum und einen Küchenecke besteht meistens nur aus einem Gaskocher um heisses Wasser und einfachere Mahlzeiten zuzubereiten. Das öffentliche Verpflegen ist daher in der Regel günstiger und auch um einiges einfacher.

Während ich mich im Tagesverlauf auch gerne mit etwas Kleinem aus der Garküche verköstige, ziehe ich am Abend ein Essen in einem Restaurant vor. Wenn immer möglich besuche ich bei Khmer beliebte Gaststätten. Ein Dessert darf es dann auf dem Rückweg wieder gerne aus der Strassenküche sein.

Mit Mr. Buth habe ich in Kampong Cham einen erfahrenen TukTuk-Fahrer gefunden, welcher mich auf einer ganztätigen Tour durch das Umland mitnahm.

In erster Linie leben die Familien von der Landwirtschaft mit dem Anbau von allerlei Gemüse, Früchte und Reis. Auffallend ist, dass in dieser Region mehr Mais als Reis angebaut wird. Es handelt sich dabei vorwiegend um Futtermais für die Fütterung der Tiere. Nachdem der Mekong in der Regenzeit massiv ansteigt und die Felder überflutet, sind die Voraussetzungen ideal für eine Aussaat, oftmals mehr als einmal pro Jahr.

An einigen Stellen wird auch Tabak angebaut. Die Blätter werden geschnitten, wenn die Pflanze eine Höhe von 1 m erreicht. Danach werden diese bis zu 3 Monaten zum trocknen aufgehängt bevor sie dann geraucht werden können. Solche die es sich leisten können, besitzen einen speziellen Ofen dafür, mit welchem eine Trocknung innert Wochenfrist möglich ist.

Per TukTuk und zu Fuss unterwegs ergeben sich die besten Möglichkeiten für Begegnungen. Es sind gerade diese, welche eine Reise wohin auch immer interessant und lebendig machen. In der Regel reichen hierzu ein paar Wörter der einheimischen Sprache schon. Faszinieren tun mich seit je her die traditionellen Khmer-Häuser auf Stelzen.

Wer das erste Mal nach Kampong Cham reist, wird vermutlich nicht abreisen, bevor er die bekannte Bambusbrücke als Verbindung zu einer der Inseln im Mekong überschritten hat. Diese 700 Meter lange und nur mit dem Fahrrad oder zu Fuss begehbare Brücke wird mit jedem Beginn der Regenzeit im Juni vollständig abgebaut und dann nach dem Sinken des Wasserpegels wieder Stück für Stück aufgebaut. Die Auf- und Abbauarbeiten dauern je rund einen Monat.

Wie jede grössere Ortschaft führt auch diese Stadt ein paar schöne Pagoden im Repertoire. Und natürlich ist auch hier einmal mehr unter 200 Stufen nichts zu haben. Bei einer feucht heissen Tagestemperatur von 30 Grad nicht immer einfach. Wenn es schon keine Touristen hat, so leisten mir wenigstens ein paar Affen Gesellschaft. Und spätestens seit jetzt weiss ich auch woher der Begriff Affendurst kommt.