16.01.2022

Auf dem Weg von Phnom Penh nach Siem Reap bin ich nach einer Fahrzeit von 1.5 Stunden in der Ortschaft mit dem Namen Skun aus dem Überlandbus ausgestiegen. Wie erwartet war ich die einzige Person, welche einen Halt an diesem Ort verlangte und entsprechend war es auch nicht ganz einfach auf Anhieb eine einigermassen passable Unterkunft für eine Nacht zu finden. Ein einfaches Zimmer bezogen, machte ich mich bereits im späteren Morgen zu Fuss auf den Weg durch den kleinen überschaubaren Ort.

Wie üblich, bildet der Markt das eigentliche Zentrum des Ortes und es gibt kaum etwas, dass man hier nicht für den täglichen Bedarf erhält. Zwischen Sandalen, Fleisch, Früchten und Haushaltswaren kann man sich gleichzeitig auch die Nägel und Haare machen lassen oder man setzt sich bei einem Zahnarzt für eine Zahnbehandlung auf den Stuhl.

Die Ortschaft Skun wird von den Kambodschaner auch gerne als „Spiderville“ , also Spinnenstadt bezeichnet. Dieser Name verdankt der Ort den vielen achtbeinigen Bewohnern, die in dieser Gegend seit Jahrzehnten in grossen Scharen zusammen mit den Menschen wohnhaft sind. Schwarze Taranteln sind es, die hier als Delikatesse an jedem Ecken verkauft werden, sei dies in lebendiger, gebratener oder fritierter Form. Das Angebot umfasst aber auch Maden, Skorpione, kleine und grosse Grillen und verschiedene Käfersorten. Dies allesamt knusprig fritiert und viele Kambodschaner machen hier auf der Durchfahrt extra Halt für einen Einkauf oder eine Mahlzeit. Diese Tradition führt in Skun auf die Zeit des Roten-Khmer-Regimes zurück, wo man aufgrund der bitteren Armut auf den Verzehr von Taranteln und all den Insekten angewiesen war. Etwas ausserhalb des Ortes gibt es hierzu einen extra hergerichteten Verkaufsort, welchen ich natürlich ebenso aufsuchen musste.

Nein, das war definitiv nicht meine Hand, und nein ich habe mir auch keine solche zum Verzehr gegönnt. Es reichte mir schon ganz und gar, dass es in den grossen Behältern wild krabbelte. Da ist es mir bei einer schönen Fruchtauslage doch um einiges wohler. Und schlussendlich bestätigt sich auch meine Erkenntnis einmal mehr, dass man sich in ländlichen Gegenden wie diese vorzugsweise mit geschlossenen Schuhen bewegen sollte.

Rund um die Märkte sind etliche Verpflegungsstände und Garküchen für das leibliche Wohl der Stadtbewohner und Durchreisende zuständig. Nach Feierabend verpflegen sich viele Kambodschaner an diesen Orten und die Leute tauschen sich über Tagesgeschehnisse aus. Nach dem Eindunkeln sind dann nur noch Wenige unterwegs und ein eigentliches Nachtleben braucht man nicht zu suchen. Auch wenn mich die Verpflegungsangebote zwischendurch etwas fordern, verpflege auch ich mich gerne an solchen Orten. Ohne Zeitdruck kann ich mich dann dem hingeben, was ich insbesondere auf solchen Reisen am liebsten tue, nämlich beobachten. Ich darf behaupten, da kommt so einiges zusammen, was sich nur im Ansatz wiedergeben lässt, mich aber von Tag zu Tag reicher macht.

Reist man in Kambodscha, ist man gut beraten, bei der Planung die vielen Feiertage des Jahres zu berücksichtigen. Denn die Kambodschaner haben gerade in der Zeit der Pandemie gelernt, das Land für sich zu entdecken und reisen während Feiertagen in Heerscharen an die Hotspots des Landes. Berücksichtigte ich bei meiner jetzigen Reiseplanung noch die Verkehrsströme über den Jahreswechsel, verpasste ich es, mir den „Tag der Befreiung“ am 07. Januar zu merken, mit welchem die Befreiung Kambodschas durch die Vietnamesen von der Herrschaft der Roten Khmer 1979 gedacht wird.

Dieser Tag fiel dieses Jahr auf einen Freitag und gab den Einheimischen somit erneut die Gelegenheit für ein weiteres verlängertes Wochenende zu verreisen. Und so bestieg ich am Morgen in Skun also einen unerwartet voll besetzten Bus, welcher uns in 5 Stunden sicher nach Siem Reap brachte. Ausreichend Zeit vorbeiziehende Landschaften und Dörfer für einmal auf dieser Seite des Sees zu betrachten (normalerweise fahre ich auf meinen Rundreise entlang der anderen Seeseite).