29.01.2023

Die grösste Austrahlungskraft Kambodschas kann unbestritten dem Reich Angkor mit seiner Tempellandschaft in Siem Reap zugemessen werden. Das 401 km2 grosse Gebiet gehört seit 1992 zu den Unesco Weltkulturerben und wird in grosser Wahrscheinlichkeit von jedem erstmaligen Kambodscha-Reisenden aufgesucht. Für eine umfassende Besichtigung aller Anlagen sollte man sicher 3 Besuchtstage einrechnen. Die meisten Besucher beschränken sich jedoch, wie auch wir dies tun, auf einen einzelnen Tag mit einer schönen Auswahl von Tempeln. Dies reicht gut aus, um einen aussagekräftigen Einblick in die gewaltigen Bauten des 11. – 13. Jahrhunderts zu erhalten. Immer wieder stellen wir fest, dass auch bei nicht tempelaffinen Gästen die Begeisterung über das Gesehene sehr schnell spürbar ist. Nicht selten bilden diese Fotoaufnahmen dann sogar einen Hauptteil der gemachten Ferienfotos. So war es bisher, und wird es sicher auch bleiben.

In diesen Wochen veröffentlichte die Betreiberfirma „Angkor Enterprise“ ihre Jahreszahlen für das vergangene Betriebsjahr. Aus diesen ist zu entnehmen, dass die Tempel im vergangenen Jahr von insgesamt 287‘454 internationalen Touristen besucht wurden, was einer täglichen Besucherzahl zwischen 1800 und 2000 Personen entspricht. Eine markante Steigerung zu den beiden Vorjahren, wo pandemiebedingt täglich nur gerade etwa 70 internationale Gäste die Anlage besuchen konnten.

Nach Absolvierung der in den vergangenen beiden Jahren auferlegten strengen Einreisebedingungen zählte ich bekanntlich auch zu den Glücklichen, welche quasi private Tempelansichten geniessen durften. Dieser Moment an einem Nachmittag um 14 Uhr vor dem Tempel Angkor Wat wird mir wohl für immer in Erinnerung bleiben und dieses Bild hat definitiv seltenheitswert:

Wenn ich da an die Besucheraufmärsche vor der Pandemie zurück denke, als wir den Sonnenaufgang noch mit tausend anderen zu teilen hatten, und wir in den Tempeln vor lauter asiatischen Reisegruppen fast den Überblick verloren, sind mir die Verhältnisse zur heutigen Zeit mehr als Willkommen.

Es ist jedoch schwer davon auszugehen, dass sich auch dieser Umstand irgend wann wieder ändern wird, und täglich wieder mehr als 10‘000 Besucher nach Angkor pilgern. Dies dann sicher ganz zur Freude der Tempelbetreiber, welche zuvor mit mehr als 2 Millionen internationalen Besuchern jährlich 99 Millionen Eintrittsgelder vereinnahmen konnten. Bis dies wieder soweit ist, erfreuen wir uns einfach an den ungetrübten Ausblicken.

Beschäftigt man sich mit dem Reich Angkor ist der Begriff „Apsara“ nicht sehr weit. Apsaras fanden in der Mythologie der Khmer inform der besonderen Kunst des Tanzes ihre Bedeutung. An vielen Tempelwänden finden sich Reliefdarstellungen von Apsaras.

In der Zeit von Angkor gab es am Königshof rund 3000 Apsara-Tänzerinnen. Diese Kunst des Tanzes wurde ausnahmslos am Königshof unterrichtet. Während der Herrschaft der Roten Khmer in den Jahren 1975 – 1979 wurde diese kunstvolle Art des Tanzes fast vollständig ausgerottet. Eine führende überlebende Tänzerin setzte sich für die Wiederbelebung des Tanzes ein und studierte hierzu von Neuem zuerst sämtliche Tempelreliefs. Erst 1995, 16 Jahre nach den Roten Khmer waren erstmals wieder öffentliche Auftritte möglich. Eine neue Generation von Tänzerinnen wurde seither an der königlichen Universität Kambodschas ausgebildet. Die Ausbildung beginnt im Alter von 7 Jahren und dauert rund 6 Jahre. Bis zur Auftrittsreife vergehen weitere 6 Jahre. Insgesamt 1500 (!) verschiedene Posen sind zu verinnerlichen. Geeignete Mädchen werden hierzu nach Schönheit, Körperbau und Händen ausgesucht.

Seit längerem wird diese Tanzkunst u.a. in Siem Reap aufgeführt, und es ist mir ein Anliegen, den Gästen auf unseren Reisen auch diesen Teil der Kultur vermitteln zu können. Erschreckend ist jedoch, dass man offenbar nur noch ausreichend Touristen für eine derartige Vorführung ansprechen kann, wenn man gleichzeitig ein All-Inclusive Buffet hinstellt. Der Fokus der Besucher gilt dann vielmehr der Schlacht am Buffet und weniger dem Gebotenen auf der Bühne. So eben auch gerade wieder geschehen auf der letzten Tour, wo die Gäste und ich nicht mal in der Hälfte der Show bereits als nahezu letzte Zuschauer an den Tischen sassen und dann als wirklich letzte Personen um 21 Uhr den Veranstaltungsort verliessen. Traurig aber wahr. Wie hiess es doch so schön „die Pandemie lehrt uns Demut und Bescheidenheit“ – der Mensch scheint schnell zu vergessen.

Ich hoffe, dass es uns gelingt, auf künftigen Touren eine etwas andere unserer Tour angepasste Möglichkeit zu finden.