Gastbeitrag

Astrid & Gerhard, 25.01. – 13.02.2020

Ein Lächeln trotz Armut

Im August 2015 haben wir Cello kennengelernt und schon rasch war klar, eine Reise mit Cello muss irgendwann sein. Vom Traum zur Wirklichkeit sind wir am 25. Januar 2020 aus unserem gut strukturierten, regulierten und sauberen Land abgereist. Von Cello aufs herzlichste in Phnom Penh empfangen starteten wir in Zeiten des Corona-Virus unsere Rundreise mit ihm.

Da wir bewusst völlig unvorbereitet losgereist sind, haben wir, etwas geschockt von den hiesigen Zuständen, uns auf das grosse Reise-Abenteuer eingelassen. Der Start in Phnom Penh hat uns bereits vieles gelehrt:

➢ es gibt keine Regeln auf den Strassen in Kambodscha – und es gibt auch fast keine Unfälle

➢ ein Töff kann bis zu 6 Personen auf einmal transportieren – der Familienausflug findet also auf dem Töff statt und das Mittagsschläfli der Kinder wird während der Fahrt gemacht

➢ der Khmer beschafft sich alles auf dem Markt – jeder baut etwas an und verkauft es – sogar Kakerlaken und Maden sowie Frösche und Mäuse werden hier angeboten – gewöhnungsbedürftig für uns

➢ TukTuk ist ein sehr beliebtes und extra charmantes Fortbewegungsmittel in der Stadt

➢ die Menschen sind trotz für unsere Verhältnisse grosser Armut, stets zufrieden und dankbar

➢ Kambodscha ist ein Land mit einer noch sehr jungen Geschichte, diese ist dem Volk sehr nah

Das Gefangenenlager der roten Khmer und die «killing fields» in Phnom Penh lassen uns in eine grosse Anteilnahme versinken. Zu unseren Lebzeiten (1975-1979) wurden hier ca. 3 Millionen Kambodschaner aufs übelste gefoltert und ermordet. Nach diesem Tag wird uns sehr klar, warum dieses Volk so ehrfürchtig und dankbar ist. Es ist auch auffallend, dass es sehr wenig ältere Menschen gibt. Im buddhistischen Glauben finden die Khmer ihre Kraft. Sie schauen nach Vorne und haben der Vergangenheit verziehen. Die grosse Bescheidenheit lässt das Volk auch sehr dankbar sein – wir sind tief beeindruckt.

Das Leben der Mönche in ihren Wats kann sehr vielseitig sein.

Die Geschichte des «Bamboo-Train» fasziniert uns sehr – ein tolles Erlebnis! Der staatliche Zug fährt hier übrigens auch – einmal wöchentlich.

Auch lernen wir hier, wie in der grössten Bescheidenheit und von der Anlieferung des Fisches das Würzprodukt aus Fisch «Prahok» entsteht. Wer das live gesehen hat, achtet künftig drauf, wo Prahok drin istJ

Die Reisbauern haben ein sehr schweres Leben. Ein 50 kg- Reissack ergibt für Bauern gerade mal 50 Rappen/kg Reis. Nichts desto trotz sind die Menschen hier glücklich, zufrieden und dankbar.

Aus dieser grossen Armut und Bescheidenheit helfen sich die Kambodschaner sehr gut selber. So wird aus allem etwas Verwertbares gemacht. Eine Lotusblume hat für uns einen komplett anderen Wert als für die Khmer – von der Blüte, über die Frucht bis hin zum Stengel wird einfach alles verarbeitet.

Aus dieser wunderschönen Blüte wird auch Tee gemacht – mmmmmmmh

…..aus dem Blütenkopf wird ein Snack gewonnen und aus dem Stengel, man glaubt es kaum, wird Seide gewonnen und bis hin zu Kleidern, Schals, etc. verarbeitet – wohlbemerkt von Hand!

Egal wo wir hinkommen, die Menschen begegnen uns mit grossem Respekt und einer enormen Herzlichkeit. Überall wird uns im bestmöglichen Englisch erklärt, aus was für Rohstoffen der Natur welche Produkte hergestellt werden können. Was uns ebenfalls sehr beeindruckt ist, dass die Menschen hier für ihr Wissen nicht etwa eine Schule besucht haben, nein sie lernen voneinander und von der Natur – das ist ihre Kultur.

Das Corona-Virus ist derzeit allgegenwärtig, sei es bei den derzeit fehlenden chinesischen Touristen oder Gastarbeitern, oder bei uns selber:

Unsere Reise und unsere Erlebnisse können hier niemals in einem nachvollziehbaren Rahmen wiedergegeben werden. Uns ist aber wichtig, allen Leser*innen zu sagen, dass sich eine Reise in ein solches Land in jedem Fall lohnt. Es hat uns so tief beeindruckt, wie die Menschen hier in ihrer Armut und in ihren Nöten doch so zufrieden und dankbar leben. Für sie gibt es «have» oder «no have» – und auch das ist unterschiedlich zu handhaben.

Trotz, oder vielleicht auch wegen der grossen Armut ist das kambodschanische Volk «reich». Die Menschen sind reich an Ideen, an Wissen in der Nutzung der Natur, sie sind reich an Dankbarkeit und an Zufriedenheit und sie zeigen uns auf eine sehr beeindruckende Weise, dass es nicht das grosse Geld braucht, um glücklich und zufrieden zu sein.

Und, sie sind auch reich an Herzlichkeit – schenken sie uns doch jederzeit ein freundliches Lächeln.

Wir sind dankbar für das Erlebte und werden noch lange von dieser tollen Reise laben.

Astrid & Gerhard


=> zurück zu den Gastbeiträgen