13.02.2022

Nach den interessanten Tagen in Banteay Chhmar führte mich meine Reise weiter an den mir bestens bekannten Ort Battambang. Hier galt es in erster Linie, mich kurzeitig etwas von den vergangenen Tagen auszuruhen und mich mit meinem Fahrer Ren zu treffen, welcher wie alle anderen stetig auf etwas mehr bezahlte Beschäftigung hofft. Zusammen unternahmen wir kleinere Ausfahrten in die Umgebung der Stadt. Die saftig grünen Reisfelder sind es, welche aktuell besonders ins Auge stechen.

Aufgrund der Wasservorkommnisse kann in grösseren Teilen Kambodschas jährlich eine einzige Reisernte eingefahren werden. Ist dies der Fall, so ergibt sich bereits im Januar nachfolgendes Bild und man wartet für eine nächste Aussaat bis zur kommenden Regenzeit.

Nicht so in der unmittelbaren Region des Tonle Sap-Sees, welcher durch seine Ausläufe ausreichend Wasser für weitere Reisaussaaten zur Verfügung stellt. Battambang, als eigentlicher Reiskorb der Nation, kann von diesem Umstand am meisten profitieren. In der Regel sind bis zu 3 Aussaaten jährlich möglich. Bis vor kurzem noch war es aber so, dass es zeitweise trotzallem schwierig war, die entferntesten Anbauten mit ausreichend Wasser zu versorgen. Diese Bauern hatten dann das Nachsehen und setzten teilweise auf andere Kulturen. Mittlerweile scheint das Problem weitgehend behoben, indem vor wenigen Monaten mit chinesischer Finanzspritze einige Kanäle mit Abflüssen aus dem Sangker-Fluss respektive dem Tonle Sap-See sowie aus dem riesigen Wasserreservoir Kamping Puoy eröffnet und den Bauern zur Nutzung übergeben wurden. Fortan sind somit auf den meisten Feldern der Region bis zu 3 Ernten pro Jahr möglich und erhöhen so automatisch die Exportmenge in die umliegenden Länder. Ganz so uneigennützig sind auch hier die Chinesen nicht am Werk.

Offenbar sei es aber so, dass durch die Mengensteigerung nun der Preis für das Kilo Reis, welche der Reisbauer für das Rohprodukt erhält, deutlich gesunken ist. Der Preis liege zur Zeit bei gerade mal 18 Rappen je Kilo. Dies führe nun dazu, dass gewisse Bauern bereits begonnen haben, Ihre Ländereien lieber für Häuserbauten an Grossinvestoren zu verpachten um so ein grösseres Einkommen erzielen zu können. Dies und mehr Interessantes über den aktuellen Reisanbau wusste mir Ren zu berichten.

Auf unserer Fahrt machten wir auch Halt am besagten Wasserreservoir Kamping Puoy, welches eine Wassermenge von bis zu 110 Millionen m3 Wasser aufnehmen kann. Dieser künstliche See ist ein trauriges Vermächtnis aus der Zeit der Roten Khmer, wo dieses Becken durch Zwangsarbeit erstellt wurde. Mehrere tausend Kambodschaner sind dabei ums Leben gekommen. Heute stellt dieses Seebecken nebst dem eigentlichen Zweck ein beliebtes Ausflugziel für die Einheimischen dar. Zur Regenzeit soll sich die Wasserfläche jeweils zu Kambodschas grössten Anbaufläche für Lotusblumen verwandeln, was ein besonderer Anblick ergibt. Zur Zeit beherbergt der See nur ein Bruchteil davon.

Wenn ich schon nach dem Motto „andere Reise – andere Ansichten“ unterwegs bin, so sei mir gestattet zu erwähnen, dass mir durch das Fehlen der Gäste nun gegönnt ist, meine TukTuk-Fahrten für einmal nicht rückwärts sondern vorwärts schauend und erst noch mit einer gepolsterten Rückenlehne zu erleben. Könnte ich aber wählen, würde ich natürlich die Mitfahrt von Gästen trotzallem vorziehen und hoffe so insgeheim, dass ich beim nächsten Mal mein gewohnter Blick wieder zurück erhalte.

Einen Wunsch erhoffe ich mir in meinem Kambodscha Dasein noch irgend einmal erfüllen zu können, nämlich eine Reise nach Battambang in der Regenzeit. Dann könnte ich zum Beispiel vom Bestellen der Reisfelder berichten, könnte für einmal in Natura sehen, wie die Drachenfrüchte erntereif von den Pflanzen leuchten oder wie gerade berichtet, das Lotusblumenmeer und vieles mehr beobachten. Ich bekäme so auch mal selber mit, wie die Bevölkerung mit den enormen Regenmengen in den ländlichen Gebieten umzugehen weiss. Bis dahin erfreuen wir uns aber an all den anderen Schönheiten, welche das Land zu bieten hat, und sei es um diese Jahreszeit über eine eben noch fruchtlose Drachenfruchtplantage.