20.02.2022

Mache ich eine solche Reise, greife ich für ergänzende Informationen nachwievor gerne auf einen der gedruckten Reiseführer zurück. Eben genau dieser besagt für mein nächstes Etappenziel mit dem Namen Pursat nicht viel bedeutendes, sondern lässt einem einfach wissen, dass hier ein Verweilen kaum von Nöten ist, es sei denn, man wolle ganz bewusst in einen authentischen Alltag der Kambodschaner eintauchen. Et voilà, mein Ding!

Frühzeitig in Pursat angekommen, machte ich mich auf die Socken, um etwas über das Leben dieser Kleinstadt zu erfahren. Ich bin es zwischenzeitlich gewohnt, als einziger Ausländer auf solchen Pfaden unterwegs zu sein. Die Menschen schauten mir etwas ungläubig nach und immer wieder vernahm ich aus den Gesprächen der Leute „Barang“, das Khmer-Wort für westlichen Ausländer. Ich fand an diesem Tag nur Vereinzelte die ein wenig englisch sprachen und ich war daher froh, mittlerweile ein paar wichtige Wörter Khmer sprechen zu können. So fand ich mich auch hier im heissen und staubigen Umfeld der Stadt ganz gut zu Recht.

Pursat, die Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz verfügt über rund 40‘000 Einwohner und liegt schön gelegen am ebenso gleichnamigen Fluss. Besonders schön ist das Flussufer gestaltet und ich liess die friedliche Stimmung bei einem Spaziergang auf mich wirken. Einer Legende nach lag einmal inmitten des Flusses ein gestrandetes Boot, welches man nicht bergen konnte. Nach und nach habe sich darauf eine kleine Insel gebildet. Um dieser Legende etwas Nachdruck zu verleihen, baute man vor x Jahren eine aus Beton hergestellte Umrandung in Schiffsform. Auf dieser treffen sich nun an den Wochenenden Familien mit ihren Kindern für Picknick, Spiel und Spass und ist offenbar sehr beliebt.

Viele Bewohner der Stadt leben durch den direkten Flusszugang von der Fischerei. Die Fische werden einerseits auf dem lokalen Markt verkauft, oder dann in das etwa 4 Stunden entfernte Phnom Penh gefahren. Habe ich auf Reisen schon des öfteren gesehen, dass Fische nach dem Fang mit dem gefüllten Privatauto in die Fischfabrik gefahren werden, war diese zufällige Beobachtung doch auch für mich etwas speziell. Da wird also in der Tat ein alter Toyota auf dem Rücksitz und im Kofferraum mit Fischen gefüllt und gleichzeitig versucht, die Fische mit genügend Kühlung zu versehen, in dem Säckeweise Eis dazu geschüttet werden. Ob das Eis nur schon hält bis der Fahrer die Stadt verlassen hat, wage ich zu bezweifeln. Und es sieht auch nicht wirklich danach aus, ob das Auto noch eine funktionierende Klimaanlage hätte, welche das Unterfangen für eine Fahrt nach Phnom Penh begünstigen könnte. Andere Länder, andere Sitten, man muss sich zu helfen wissen.

Am Folgetag liess ich die Stadt Pursat bereits wieder hinter mir und die Fahrt ging weiter in das 2.5 Stunden entfernt gelegene Kampong Chhnang am östlichen Ende des Tonle Sap Sees. Dies aber auch erst dann, als ich es in den frühen Morgenstunden mit etwas telefonieren, Mitteilungen versenden und GPS-Standorte austauschen geschafft habe, dem Bus Battambang – Phnom Penh wieder zuzusteigen. Bin ja selber schuld, denn es war ja meine eigene Entscheidung, auf dieser Strecke einfach mal auszusteigen. Aber das in Pursat erlebte und gesehene hat diese Bemühungen durchaus entschädigt.

Seit etwa 3 Jahren sind sie nun daran, die Strasse zwischen Phnom Penh und Battambang auf der ganzen Länge mehrspurig auszubauen. Zur Zeit sind etwa 80% des neuen Belages erstellt, auf den 20 fehlenden % war ich nun eben gerade unterwegs und bin ehrlich gesagt froh, habe ich das irgendwie überstanden. Der Fahrer, welcher so fuhr, als wäre die Schnellstrasse bereits eröffnet, verpasste uns Mitfahrer einige Schreckmomente. Im Wissen, dass die Sanierung nun aber definitiv innert wenigen Monaten zum Abschluss kommt, lässt mich für künftige Reisen hoffen. Der bislang fertige Teil fühlt sich so ganz ohne Schlaglöcher, schon mal gut an. Ich mag es auch den Anwohnern gönnen, welche wieder etwas staubfreier leben können.