19.02.2023

Gäbe es einen Orden für kulturelle Integration, so wäre dieser mit Bestimmheit auch unseren jetzigen Gästen zu verleihen. Ein Lehrstück, wie man sich als Ausländer ohne sprachliche Kenntnisse schnell und unkompliziert in den Alltag der hiesigen Bevölkerung schickt. Ein erster wesentlicher Schritt hierzu ist das jeweilige Wechseln des Reisegeldes von US-Dollar in die einheimische Währung Riel, was dann in den ersten Tagen beim Berechnen der Preise schon mal etwas die rechnerischen Fähigkeiten auf die Probe stellen kann (1 US-Dollar = 4‘000 Riel). Verwirrende Momente beim Verwalten seines neuen Millionenbudgets sind an der Tagesordnung und führen des öfteren zu lustigen Episoden. Dass man sich aber bereits wenige Stunden nach Ankunft eine Fussmassage gönnt und eine Pedicure-Behandlung über sich ergehen lässt, obwohl man dies im ganzen Leben vorher noch nie tat, zeugt schon von etlichem Vertrauen. Eines, das Francesco kurz danach auch noch dem Outdoorcoiffeur schenkte, welcher mit flinken Händen seine Haare in Reiseform brachte.

Dass dann unser erster gemeinsame Ausgang in Phnom Penh auch noch direkt zum Streetfood führte, machte den Reisestart der jetzigen Gäste nochmals spezieller. Schnell wurde klar, auch Karin und Francesco wussten der Herzlichkeit der Kambodschaner mit ihrer offenen Art zu begegnen. Eine gute Voraussetzung für tolle Reisetage, welche uns ja im wesentlichen nahe an die Menschen bringen soll.

Auf dem Weg nach Battambang machen wir seit dieser Saison zusätzlich Halt in der kleinen Stadt Kampong Chhnang, welche für die Herstellung von Tonwaren und ihre Ziegelsteinproduktion landesweit bekannt ist. Oertlichkeiten, welche ich während meinen Vorjahresreisen entdecken durfte und nun unseren Gästen nicht vorenthalten will. Weitere gute Beispiele, wie man in einem Land wie Kambodscha nachwievor auf einfachste Art und Weise produzieren kann.

Alleine schon die nostalgischen Brennöfen der Ziegelsteinfabrik sind ein Besuch wert und lassen einem ab dem enormen körperlichen Einsatz der vorwiegend weiblichen Angestellten staunen. Trotzallem eine durchwegs fröhliche Begegnung mit Menschen, welche für gerade mal 5 Franken im Tag ihre Arbeit zu verrichten haben.

Um unseren Reisenden ein möglichst umfassendes Bild Kambodschas vermitteln zu können, sind die Besuche der unterschiedlichsten Handwerksbetriebe stets ein wichtiger Bestandteil unseres Reiseprogramms. Tempel und Wats, so schön sie auch anzusehen sind, vermögen das Land nur bedingt zu erklären. So fanden auch auf dieser Reise Abstecher in den kleinen Familienbetrieben des Reisschnapsbrenners oder des Reisnudelherstellers ganz besonderen Anklang. Beim letzteren bringt eine helfende Hand viel Sympathie.

Obschon die Tempelstätte Angkor praktisch zum Pflichtprogramm eines jeden Kambodscha Reisenden gehört, sind antike Tempel und deren Geschichte noch lange nicht jedermanns Steckenpferd. In einem solchen Fall liegt es dann an mir, bei meinen Gästen im Vorfeld etwas Vorfreude auf das zu Erwartende zu entfachen. Nicht immer einfach, wenn man dann am Morgen um 04.30 aus den Federn muss, um nach dem Bangen auf einen Sonnenaufgang bei Temperaturen von 35 Grad schweisstreibende Tempelbesteigungen zu erwarten hat. Sind dann aber nach Tagesanbruch bereits ein paar gute Fotos im Kasten und etwas später die ersten Höhen erklommen, kommt dann mit Bestimmheit doch etwas wie Faszination auf. Schweissdurchnässte Kleider hin oder her, die Gäste sind glücklich, Mission erfüllt.

Karin und Francesco bleiben dabei, ihnen gefallen die neuzeitlicheren Tempelanlagen und Pagoden, in welchen auch aktuell Leben herrscht, weit besser. Ich kann dies gut nachvollziehen, dies umsomehr auch dort mit etwas Glück unerwartete und durchaus sehenswerte Fotoandenken möglich sind.

Viel zu schnell zogen auch diese Rundreisetage vorüber und was bleibt, sind erneut tolle Erinnerungen an viele schöne Momente. Sehr viel haben wir gelacht, sogar dann, wenn es mal etwas anstrengender wurde. Denn es ist halt auch hier so, wo‘s runter geht, gehts auch wieder rauf! Und dass nicht alles, was für Kambodschaner recht ist, automatisch auch unserem Ideal entspricht, sind weitere Erfahrungen, welche unseren Reisealltag belebten.

Karin und Francesco geniessen zur Zeit noch ein paar erholsame Tage bei uns in Sihanoukville, und dies mit einem gewohnt entspannten Programm.

Wir danken den Beiden, dass sie unsere Gäste waren, und freuten uns, dass wir ihnen ein gutes Stück Kambodscha aus der Sicht von KamboCello vermitteln durften.